Europa schrammt am Blackout vorbei. Ist das ein Vorbote für die nächsten Jahre der grünen Wende? Österreich will Milliarden Euro für stabilere Netze ausgeben. Doch was es genau braucht, ist noch umstritten.
Wien. Ein Beinahe-Blackout ist eine undankbare Sache: Regulatoren, Behörden und Netzbetreiber sind in heller Aufregung, um zu retten, was zu retten ist. Und bis auf ein paar Eingeweihte merkt niemand, dass überhaupt etwas passiert ist. So war auch in Österreich nur wenig davon zu spüren, als vor zwölf Tagen um ein Haar das europäische Stromnetz kollabiert wäre. Alles ging glatt, doch seitdem ist die Causa ein Politikum.
Die Erneuerbaren seien schuld an den instabilen Netzen, hieß es rasch. Am Dienstag rückte eigens die grüne Infrastrukturministerin, Leonore Gewessler, aus, um die Österreicher zu beruhigen: „Die Stromversorgung war und ist sicher in unserem Land.“ Die Sicherheitsmechanismen hätten gut funktioniert, das Netz blieb stabil. Aber was muss passieren, damit Europa auch in Zukunft von Blackouts verschont bleibt?
15 Mrd. Euro Investitionen
Ein Blackout ist ein Katastrophenszenario, das weit über die Stromversorgung hinausgeht. Binnen weniger Stunden kämen auch die Telekommunikation, der Verkehr und die Versorgungskette zum Erliegen. All das konnte am 8. Jänner glücklicherweise verhindert werden, sagt Gerhard Christiner, Technikvorstand des Übertragungsnetzbetreibers APG. An dem Tag erzeugte Südosteuropa ungewöhnlich viel Elektrizität, die quer durch Europa (und Österreich) nach Frankreich transportiert werden sollte. Gegen 14 Uhr brach die erste Leitung im rumänischen Siebenbürgen zusammen. 30 Sekunden später war das europäische Stromnetz getrennt. Nur so konnten breite Stromausfälle in Europas Ländern verhindert werden.