Industriellenvereinigung-Präsident Georg Knill mahnt Unternehmen, die Digitalisierung voranzutreiben. Vor allem bei Kleinunternehmen gebe es noch viel Aufholbedarf. 24 Prozent sind noch weitgehend analog unterwegs. Das koste Umsatz und Poduktivität.
Viel wurde im Zuge der Pandemie von einem Digitalisierungsschub gesprochen, doch vielerorts ist dieser noch nicht angekommen. Auch in der heimischen Unternehmerschaft. Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, verwies bei den Technologiegesprächen in Alpbach auf eine Umfrage unter heimischen Unternehmen, die alles andere als optimistisch stimmt.
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Demnach haben 24 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe noch gar keinen Schritt Richtung Digitalisierung unternommen. Bei den Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern sind immerhin auch noch 8,7 Prozent völlig analog unterwegs. „Unternehmen, die nicht digitalisieren, werden mittelfristig nicht mehr existent sein“, warnt Knill. Dass immerhin 30 Prozent der großen Unternehmen und 15 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Zeichen der Zeit erkannt haben, tröstet nur wenig über die Tatsache hinweg, dass heimische Betriebe Gefahr laufen, die Überfuhr zu versäumen.
Denn die Studie zeigt auch deutlich auf, dass Digitalisierung direkt in den unternehmerischen Erfolg einzahlt. Während die Umsätze der Digital-Verweigerer zwischen 2016 und 2019 nur um vier Prozent stiegen, legten jene der Firmen, die voll auf moderne Technologien setzen, um 15 Prozent zu. Knill spricht deshalb auch von einer „digitalen Dividende“.
Ja, die Umfrage räume sogar mit dem Argument auf, dass der digitale Wandel ein Jobvernichter sei. Das Gegenteil sei der Fall, betont der IV-Präsident. In jenen Unternehmen, die voll auf Digitalisierung setzen, habe sich der Mitarbeiterstand erhöht. Viele finden keine Facharbeiter und IT-Kräfte. „Angesichts des Fachkräftemangels müssen Unternehmen digitalisieren“, sagt Georg Knill im Gespräch mit der „Presse“.
Cyberkriminalität nimmt zu
Aber natürlich habe die Digitalisierung auch ihre Schattenseiten, sagt Knill und verweist auf die steigende Zahl der Cyberattacken auf Unternehmen. Im Vorjahr haben diese Angriffe um 27 Prozent zugenommen. In Österreich seien etwa 36.000 Fälle registriert worden. Die Zunahme habe natürlich auch damit zu tun, dass viele Mitarbeiter im Home-Office gearbeitet haben und dort die Eingangstore für Kriminelle mitunter weit geöffnet waren. Laut einer Umfrage von KPMG berichten 38 Prozent der Unternehmen, dass sich die Angriffe gehäuft haben. In Österreich wurden demnach 60 Prozent der Unternehmen zumindest einmal Opfer einer Cyberattacke, sagt Knill. „Cyberkriminalität ist kein Mythos, das ist leider ein fahler Beigeschmack der Digitalisierung“, sagt der IV-Präsident.
Man müsse die Unternehmen und die Öffentlichkeit nicht nur für dieses Problem sensibilisieren, sondern auch Know-how schaffen, um es den Erpressern aus dem Internet nicht ganz so leicht zu machen. Neben einer Vernetzung mit den skandinavischen und baltischen Ländern, Israel und den USA, müsse vor allem in die Ausbildung investiert werden. An Hochschulen oder an HTLs, so Knill, müsse dem Thema Cybersicherheit mehr Augenmerk gewidmet werden.
Sichere Energie gewährleisten
Apropos Sicherheit: In den vergangenen Monaten standen Teile Europas knapp vor einem Blackout, einem großflächigen Stromausfall. Diese Gefahr sei in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorhanden, sei aber für Industriebetriebe ein ernstes Problem. Knill fordert deshalb erneut den raschen Ausbau der Stromnetze. Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden.