Österreicher kauften 2011 weniger frische Lebensmittel

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Befürchtungen, Tomaten, Gurken und Salat könnten mit dem EHEC-Bakterium verseucht sein, haben Konsumenten vom Kauf abgeschreckt. Die Handelsumsätze mit frischen Waren bleiben trotz Preisanstieg konstant.

Wien/Juk. Seit 2008 geben Konsumenten hierzulande konstant vier Mrd. Euro jährlich für Milchprodukte, Eier, Fleisch, Obst und Gemüse aus. Da die Preise bei Nahrungsmitteln aber steigen – die Statistik Austria verzeichnete zwischen Anfang 2008 und Ende 2011 einen Preisanstieg von 11,3 Prozent bei Nahrungsmitteln (inklusive alkoholfreier Getränke) – sinken die Mengen an Frischwaren, die die Österreicher ins Einkaufswagerl legen.

Im Vorjahr stiegen die Umsätze um 0,5 Prozent, die Menge ging dagegen um geschätzte zwei Prozent zurück, sagt Micaela Schantl, Leiterin der Marktforschung bei der Agrarmarkt Austria (AMA). Der Preisanstieg alleine sei es jedoch nicht, der bei den Konsumenten Zurückhaltung verursache, sagt Schantl, die im Auftrag der AMA 2500 Haushalte ihre Einkäufe protokollieren ließ. Befürchtungen, Tomaten, Gurken und Salat könnten mit dem EHEC-Bakterium verseucht sein, haben Konsumenten vom Kauf abgeschreckt: Die Umsätze durch Obst, Gemüse und Erdäpfel brachen laut AMA 2011 um 5,2 Prozent auf 887 Mio. Euro ein. Längerfristig machten sich auch weitere Trends bemerkbar: So würden die Österreicher weniger oft einkaufen gehen. „Bei jedem Einkauf nehme ich ein, zwei Dinge mit, die ich eigentlich nicht brauche“, sagte Schantl. Diese unnötigen Käufe würden nun seltener stattfinden.

Milch ist wenig preiselastisch

Nicht zuletzt würden Konsumenten aber auch auf Preiserhöhungen reagieren – allerdings je nach Produkt verschieden. Bei Milch führen höhere Preise kaum zu geringeren Verkaufsmengen. Anders ist die Reaktion bei Fruchtjoghurt, das eigentlich nicht gebraucht würde. Dort sind die Konsumenten sehr preissensibel.

Auch bei Butter reagieren die Österreicher stark auf Preisänderungen. Dennoch hat Butter laut AMA einen hohen Stellenwert: In drei Viertel der Haushalte kommt zum Frühstück das tierische Produkt auf den Tisch, nur zu einem Viertel ist es Margarine. Das war nicht immer so, erinnert Stephan Mikinovic, Geschäftsführer des AMA Marketing. Vor zwanzig Jahren habe Butter durch Plädoyers der Wissenschaft für die angeblich gesündere Margarine einen Marktanteil von unter 50 Prozent erzielt.

Regen Zuspruch der Konsumenten erhält der Umfrage zufolge die länger frische ESL-Milch. Sie läuft der „normalen“ Milch bald den Rang ab. 2011 trugen 41 Prozent der verkauften Milchpackerl das Etikett „länger frisch“. „Normale“ Frischmilch wurde zu 44 Prozent verkauft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2012)

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