Wie viel sind Manager wert?

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Selbst im Gründerland des Kapitalismus, in den USA, dürfen Geschäftsführer von Firmen, die staatliche Zuschüsse erhielten, maximal 500.000 Dollar brutto pro Jahr verdienen. Europa zieht nach.

Wie viel ist ein Manager wert? Wie viel darf jemand verdienen, der beispielsweise einen Autohersteller vor dem Ruin rettet und aus ihm ein hochprofitables Unternehmen macht? Sind 60 Millionen Euro für Wendelin Wiedeking, der Porsche im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Nettogewinn von 4,2 Milliarden Euro bescherte, zu viel? Andererseits: Hat jemand völlig den Verstand verloren, Dick Fuld noch einen Bonus in Höhe von 20 Millionen Dollar anzubieten – dafür, dass er die Investmentfirma Lehman Brothers mit Verbindlichkeiten von 600 Milliarden Dollar in den Ruin führte?

Seit der Staat weltweit Banken und Investmentfirmen mit Milliardenhilfen vor dem Ruin bewahrt, wird heftig darüber diskutiert, was man diesen Firmenchefs noch bezahlen darf. Selbst im Gründerland des Kapitalismus, in den USA, fiel Präsident Barack Obama in den populistischen Chor ein: Alle Geschäftsführer von Firmen, die staatliche Zuschüsse erhielten, dürfen maximal 500.000 Dollar brutto pro Jahr verdienen.

Der Nerv der Bevölkerung

Obama trifft damit den Nerv der Bevölkerung, die schon die Zuschüsse aus Steuergeld an die wankenden Investmentfirmen nicht verstehen wollte, und in den vergangenen Monaten nur weiter verärgert wurde von Berichten über Firmenchefs, die völlig den Bezug zur Realität verloren zu haben scheinen. So orderte beispielsweise John Thain einen Papierkorb um 1400 Dollar für sein neues Büro bei der Bank of America, die just zu der Zeit um staatliche Hilfe von insgesamt 45 Milliarden Dollar anfragte.

Das Beispiel aus den USA soll Schule machen. EU-Kommissionssprecher Jonathan Todd meinte am Freitag, es wäre sinnvoll, wenn die Mitgliedstaaten der Union ähnliche Höchstgrenzen festlegen würden. Deutschland hat es in einem Fall vorgemacht: Als der Staat im November des Vorjahres die Commerzbank zu 25 Prozent übernahm, führte man eine Gehaltsobergrenze für die Spitzenmanager von 500.000 Euro ein.

In Österreich sind Vergütungen von Bank-Manager, deren Arbeitgeber sich Geld vom Steuerzahler leihen, ebenfalls staatlich begrenzt – wenn auch auf typisch „österreichische“ Art und Weise. Die Entlohnung von Managern hat laut dem Bankenrettungspaket „angemessen“ zu sein. Was unter „angemessen“ zu verstehen ist, unterliegt dem Interpretationsspielraum der handelnden Personen. Klar geregelt ist die Auszahlung von Prämien und Bonifikationen: Die betroffenen Banken dürfen im ersten Jahr der keine Boni an ihre Führungskräfte ausschütten. Dasselbe gilt in Jahren, in denen die Banken das vom Staat geliehene Geld nicht in vollen Umfang zurückzahlen können.

Betriebsrat verteidigt Millionengage

Die Diskussion über Pro und Contra der Gehaltsbeschränkungen laufen entlang ideologischer Linien. Der demokratische Senator Christopher Dodd jubelte, dass es „keinen Grund gibt, weshalb hart arbeitende Steuerzahler exzessive Gehälter für diejenigen mitfinanzieren sollen, deren Entscheidungen Firmen gelähmt haben.“ Jeffrey Immelt, Vorsitzender von General Electric, warnte am Freitag vor einem „Gehaltsdiktat der Politik“. Man könnte Probleme bekommen, die guten Manager zu finden, die in der Lage sind, eine Firma aus dem Tief zu führen.

Wie Wendelin Wiedeking. Als der 1993 Porsche übernahm, schrieb die Firma einen Verlust in Höhe von umgerechnet 120 Millionen Euro. Aktienoptionen als Bezahlung verweigerte ihm der Vorstand, stattdessen sollte er eine Gewinnbeteiligung erhalten. Als Wiedeking vor knapp einem Jahr aufgrund seiner Millionengage am Pranger stand, rückte ausgerechnet der Porsche-Betriebsrat zur Ehrenrettung des Managers aus: Wiedeking habe die Firma gerettet und das Überleben des Konzerns gesichert.

FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR

Manager werden üblicherweise mit Aktienoptionen und Boni entlohnt. Das Gehalt macht oft nur einen Bruchteil aus. So erhielt etwa der Chef der Investmentfirma Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, im Jahr 2007 einen Cash-Bonus von 27 Millionen Dollar plus Aktienoptionen um 42,4 Millionen Dollar. Sein Gehalt belief sich auf vergleichsweise bescheidene 600.000 Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2009)

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