Dänemarks Weg zum grünsten Staat der Welt

Kompatscher
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Dänemark war einst von Öl und Kohle abhängig. Derzeit ist es dabei, bei der Energiewende den Rest Europas zu überholen. Wie geht das? Und was kann Österreich davon lernen?

Kopenhagen. Der Wind peitscht über das Meer, und aus dem kalten Wasser erhebt sich ein Wahrzeichen der dänischen Hauptstadt. Nein, diesmal ist es nicht die kleine Meerjungfrau, sondern ein ziemlich großes Windrad, 103 Meter hoch. Der Windpark Middelgrunden, 3,5 Kilometer von Kopenhagens Küste entfernt, steht für das moderne Dänemark. Bei der Inbetriebnahme im Jahr 2001 war die 40-Megawatt-Anlage der größte Offshore-Windpark der Welt. Mittlerweile hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt: Dänemark plant derzeit erneut den weltgrößten Park im Meer, diesmal aber mit 800 Megawatt Kapazität.

Das Land hat seit den 1970er-Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt: Von völliger Ölabhängigkeit hin zu Kohle, weiter zur Windkraft und zum grünen Musterschüler. Das wollte sich auch Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) genauer ansehen. Sie ist diese Woche mit einer Delegation nach Kopenhagen gereist und ließ sich unter anderem von Hans Christian Sørensen durch Middelgrunden führen. Der Ingenieur hat früher selbst in Kohlekraftwerken gearbeitet. „Aber Kohle macht die Leute krank“, sagt er heute. Daher hat er gemeinsam mit anderen Pionieren Middelgrunden aufgebaut. Die Hälfte der Anteile ist heute im Besitz der Stadt, die andere Hälfte gehört mehr als 8000 Bewohnern. Dieses Modell der Bürgerbeteiligung habe sich in Dänemark bewährt und werfe nebenbei eine gute Rendite ab, sagt Sørensen. Auch deshalb sei die Akzeptanz von Windrädern unter den Dänen sehr hoch.

Im Vorjahr kamen mehr als 43 Prozent des Stroms aus Windkraft. Das ist Weltrekord, aber noch nicht genug.

Aufgrund der starken Schwankungen geht es nicht ohne Importe aus Schweden, wo man auf die in Dänemark verpönte Atomenergie setzt. Auch Kohlekraftwerke sind noch in Betrieb. Das soll sich ändern: Die 600.000-Einwohner-Stadt Kopenhagen will bis 2025 CO2-neutral sein, das Fünf-Millionen-Einwohner-Land Dänemark soll 2050 folgen. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Der Anteil Erneuerbarer am Gesamtenergieverbrauch steigt stetig, liegt derzeit aber erst bei einem Drittel und damit auf dem gleichen Niveau wie in Österreich.

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