Schüler fertigen Alexa-Lautsprecher

File photo shows workers inside a Foxconn factory in the township of Longhua in the southern Guangdong province
File photo shows workers inside a Foxconn factory in the township of Longhua in the southern Guangdong provinceREUTERS
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In China werden 16-Jährige Schüler zu Nachtarbeit gezwungen. Die Lehrer schauen zu.

Um der hohen Nachfrage nachzukommen, setzt der im Zusammenhang mit Apple bekannt gewordene Zulieferer Foxconn bei der Fertigung von smarten Lautsprechern von Amazon, Schüler ein. Die Schüler arbeiten in den Fabriken bis zu zehn Stunden am Tag, sechs Tage die Woche.
Der britische „Guardian“ enthüllt unter Berufung auf Dokumente und Interviews mit Arbeitern, dass mehr als tausend Teenager zwischen 16 und 18 Jahren aus mindestens vier Schulen in Hengyang im Süden der Volksrepublik rekrutiert wurden.

Die Schulen erhalten dabei pro Schüler knapp 60 Euro. Die entsandten Lehrer werden für die Beaufsichtigung bezahlt. Die Schüler selbst werden als Praktikanten für einen Stundenlohn von zwei Euro beschäftigt. Unkooperative Schüler müssen zusätzliche Überstunden leisten. Das verstößt gegen chinesische Arbeitsgesetze: Zwar dürfen 16-Jährige grundsätzlich arbeiten, aber nicht nachts, und auch Überstunden sind nicht erlaubt.

Auch mit der Ausbildung der Schüler dürfte ein solches „Praktikum“ wenig zu tun haben: Eine 17-Jährige, die eine Ausbildung im Bereich Datenverarbeitung macht, erzählte Reportern, dass sie die Aufgabe bekommen habe, eine Schutzschicht auf täglich 3000 Echo Dots, sogenannte Smart Speakers, anzubringen. Die vereinbarte Arbeitszeit von fünf Arbeitstagen pro Woche zu je acht Stunden sei auf sechs Arbeitstage zu zehn Stunden heraufgesetzt worden. Lehrer hätten der Schülerin mit schlechten Noten gedroht, sollte sie die Arbeit verweigern.

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Der Druck auf die Schüler rührt daher, dass internen Dokumenten zufolge die Produktionsziele sehr hoch gesteckt sind. Mehr als zwei Monate sind die Schüler in den Fabriken und machen 15 Prozent der Belegschaft aus. In den Dokumenten werden die Vorzüge jugendlicher Arbeiter genannt: Sie seien billig, flexibel und lernten schnell.

Foxconn ist einer der weltweit größten Auftragshersteller. Das 1974 gegründete Unternehmen machte sich international einen Namen von fragwürdigen Ruf, als sich Mitarbeiter aufgrund des immensen Drucks bei der iPhone-Fertigung vom Firmengebäude in den Tod stürzten. Als Gegenmaßnahme wurde ein Netz gespannt. Allein 2010 nahmen sich 13 Foxconn-Mitarbeiter das Leben. Die Arbeitsbedingungen wurden nicht verbessert. 2012 kam es zu einer Massenschlägerei zwischen den Arbeitern und den Wachmännern. Erst als der mediale Druck auf Auftraggeber Apple so groß wurde, reagierte Foxconn.

Von Amazon heißt es auf Anfrage der „Presse“ zu den aktuellen Vorwürfen, dass die Situation untersucht werde: „Stellen wir Verstöße fest, ergreifen wir entsprechende Maßnahmen, einschließlich der Forderung nach sofortigen Korrekturmaßnahmen“, führte der Sprecher weiter aus. Indes gibt Foxconn die Praxis zu und will künftig Nacht- und Überstunden verhindern. Dass überhaupt Schüler zur Produktion eingesetzt werden, verteidigt Foxconn: Das Programm ermögliche es ihnen, praktische Arbeitserfahrungen zu sammeln und ihre beruflichen Chancen nach dem Schulabschluss zu verbessern. Dennoch räumt Foxconn ein, künftig mehr reguläre Arbeiter einzusetzen.

Verbesserung gelobte Foxconn in der Vergangenheit schon öfter. 2018 wurde von dem Unternehmen verlangt, den übermäßigen Einsatz von Zeitarbeitern einzustellen. Man versicherte „daran zu arbeiten“, wie auch an den selbst für China niedrigen Löhnen.

>>> Foxconn gibt Kinderarbeit zu

>> Artikel im „Guardian"

(kanu)

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