USA in der Krise: "In Amerika gehen die Lichter aus"

Stromausfall in New York
Stromausfall in New York(c) AP (Frank Franklin Ii)
  • Drucken

Von der West- bis zur Ostküste stehen Kommunen und Bundesstaaten unter Sparzwang. Ökonom Paul Krugman warnt vor dem allmählichen Verfall der USA: "Wir haben einen verheerenden Weg eingeschlagen".

Es ist ein drastisches Urteil, das Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in seiner Kolumne in der "New York Times" fällt: "In Amerika gehen die Lichter aus - im wahrsten Sinn des Wortes". Er beklagt den Verfall der USA auf kommunaler Ebene. Von der West- bis zur Ostküste: Überall in den USA stehen Kommunen und Bundesstaaten unter Sparzwang.

US-Bezirke am Rande des Verfalls

Es mangelt nicht an plakativen Beispielen. So muss in Colorado jede dritte Straßenlaterne ausgeschaltet bleiben, in vielen US-Bezirken werden Asphaltstraßen durch Schotterpisten ersetzt ("DiePresse.com" berichtete am 19. Juli unter dem Titel "US-Staaten sparen: Schotterpisten statt Asphaltstraßen"), Lehrer werden entlassen und in Hawaii wurde sogar das Schuljahr aus Geldnot massiv gekürzt.

Aber auch auf die Städte kämen "fürchterliche Probleme" zu, glaubt man dem legendären Investor Warren Buffett.

Drei Jahrzehnte Anti-Staats-Rhetorik

Wie man so weit gekommen sei? "Es ist die logische Konsequenz von drei Jahrzehnten Anti-Staats-Rhetorik. Diese hat viele Wähler davon überzeugt, dass jeder Steuer-Dollar ein verschwendeter Dollar ist und dass der öffentliche Sektor nichts richtig machen kann". Nun stünden all jene Dienste zur Disposition, auf die vor allem die Ärmeren angewiesen sind: Straßenlichter, befahrbare Straßen und gute Schulen.

Mit seiner Kritik ist Krugman nicht allein. Erst vor wenigen Tagen hatte sein Kollege Joseph Stiglitz von einer "blutarmen Erholung der USA" gesprochen. Auch er forderte eine zweite Runde von Konjunktur-Anreizen. Aber: "Sie müssen besser gestaltet sein. Sie müssen mehr auf Investitionen, Bildung, Infrastruktur und Technologie fokussiert sein. Wenn man diese Investitionen umsetzt, werden die Staatsschulden langfristig niedriger und das Wachstum in der Zukunft höher sein".

"Unbeleuchtete, ungepflasterte Straße ins Nichts"

Krugman zieht einen pessimistischen Schluss: "Das Endergebnis der jahrelangen Kampagnen gegen den Staat ist, dass wir einen verheerenden Weg eingeschlagen haben. Amerika befindet sich nun auf der unbeleuchteten, ungepflasterten Straße ins Nichts".

(phu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Federal Reserve Building
International

Ökonom: Fed-Entscheidung ein "Akt der Verzweiflung"

Das Vorgehen der Fed könne in einer "ausgewachsenen Inflationspolitik" münden, befürchtet ein deutscher Ökonom: "Dann brechen die Dämme". Betroffen wäre auch die Konjunktur der europäischen Länder.
Österreich

"Rezessionsgefahr": Fed macht wieder Geld locker

Die US-Konjunktur bremst unerwartet stark. Die Notenbank belässt daher die Zinsen nahe Null und investiert Rückflüsse aus auslaufenden Papieren neu. Österreich profitiert unterdessen vom deutschen Aufschwung.
SPAIN ECONOMY
International

Stiglitz: "Blutarme Erholung der USA"

Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz fordert "besser gestaltete" Konjunktur-Anreize, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. US-Präsident Obama sei ein großes Risiko eingegangen, bisher habe es sich aber nicht gelohnt.
File image of construction workers stand on the top of a building being constructed in New York City
International

US-Wirtschaft verliert weiter an Schwung

Im zweiten Quartal ist die Produktivität der US-Wirtschaft erstmals seit eineinhalb Jahren gesunken. Sie fiel überraschend um 0,9 Prozent. Im ersten Quartal wurde die Produktivität noch um 3,9 Prozent gesteigert.
Susan Carman walks around a portion of roadway that washed away, Monday, May 3, 2010 in Douglasville,
International

US-Staaten sparen: Schotterpisten statt Asphaltstraßen

Immer mehr US-Bezirke müssen sparen. In den ländlichen Gegenden der USA verkommen daher Asphaltstraßen zunehmend. Ihre Renovierung ist schlicht zu teuer. Ein Experte spricht von der "Rückkehr in die Steinzeit".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.