Der US-Kongressabgeordnete Ron Paul ist der wohl prominenteste Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. In Wien kritisierte er die Notenbanken, für seine Anhänger waren seine Worte nichts Neues.
Wien. Von Notenbanken hält er nicht viel: Die Fed könne man ruhigen Gewissens auflösen, meint der republikanische Kongressabgeordnete Ron Paul. Zuletzt tat er dies quasi in Wien kund: Paul hätte als eine der Hauptattraktionen auf dem Wiener „Go ahead!“-Kongress Ende vergangener Woche vortragen sollen. Aus Termingründen mussten sich die Teilnehmer mit einer Videokonferenz begnügen.
Für seine Anhänger waren seine Worte nichts Neues: Ron Paul ist ein Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, und im Moment wohl auch der prominenteste Verbreiter ihrer Theorien. Diese ökonomische Strömung unterscheidet sich vom gängigen Keynesianismus darin, dass sie nicht auf mathematischen Modellen, sondern auf verbaler Logik beruht. Doch auch der Inhalt könnte unterschiedlicher nicht sein: Statt staatlicher Interventionen setzen die „Austrians“ auf Liberalismus und freie Märkte.
Die Forderung, dass man doch die US-Notenbank Fed abschaffen soll, begründet Paul, der im republikanischen Vorwahlkampf für die Präsidentschaftswahl 2008 John McCain unterlag, einerseits mit der Macht der Notenbanken (nämlich Geld zu drucken) und der Intransparenz deren Politik: Sogar Geheimdiensten würde man besser in die Karten schauen können als der Fed. Aber andererseits ist es auch die Forderung nach einem Markt, in dem die einzelnen Währungen im Wettbewerb zueinander stehen. Die Notenbanken sollen nicht durch Offenmarktgeschäfte (Geldmengen-Änderungen durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren) die Wechselkurse manipulieren. Den ständigen Forderungen aus den USA, wonach China seine Währung endlich aufwerten lassen solle, setzt Paul entgegen, dass der Dollar stets überbewertet sei.
Vorhersehbare Krise
Die Krise, so sagt er, hätte von allen vorhergesagt werden können, die sich mit den Theorien der österreichischen Schule der Nationalökonomie auseinandersetzen. Und zur Bewältigung der Krise würde es nicht ausreichen, das Management zu verbessern oder auszuwechseln, es brauche eine gänzlich andere Philosophie.
Die Staaten mit ihren Notenbanken hätten die Krise erst möglich gemacht, sagt Paul, durch Erhöhung der Geldmenge sei die amerikanische Immobilienblase erst entstanden, und nun würde eben mit dem gleichen Mittel reagiert: Die Staaten pumpen wieder Geld in Form von Konjunktur- und Bankenhilfspaketen in die Wirtschaft. Diese Aufblähung (Inflation) der Geldmenge, wird seiner Ansicht nach in Form von Teuerung unweigerlich zu einem ernsten Problem werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2010)