Jetzt wird auch Christian Kern Aufsichtsrat in Russland. Doch warum sind Österreichs und Deutschlands Ex-Politiker dort so begehrt? Und warum bekommen sie so hohe Gagen?
Man kennt sich. Oleg Belozerov, Chef der russischen Staatsbahn RZD, und Christian Kern haben einander schätzen gelernt, als Kern noch Chef der ÖBB war. Damals wurde ein Austauschprogramm junger Talente beider Konzerne vereinbart, später machte sich Kern für das russische Projekt einer Breitspurbahn nach Wien stark. Und jetzt – Christian Kern ist nach seinem politischen Intermezzo längst als Unternehmer tätig – kreuzen sich die Wege abermals. Voraussichtlich kommende Woche wird offiziell, was gerüchteweise längst die Runde gemacht hat: Christian Kern wird Mitglied des RZD-Aufsichtsrates. Wieder ein Österreicher also im Dienste eines russischen Unternehmens. Wieder ein ehemaliger Politiker. Und wieder einmal ist das kein Zufall.
Ja, die Liste westeuropäischer ehemaliger Manager und Politiker, die dem Ruf Russlands gefolgt sind, ist durchaus ansehnlich: Der frühere ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel sitzt seit einem Jahr im Aufsichtsrat des russischen Mobilfunkkonzerns MTS, demnächst ebenso beim Mineralölkonzern Lukoil. Der ehemalige ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling darf zwar noch nicht, wie gewünscht, in den Aufsichtsrat der OMV, weil seine Cooling-off-Zeit noch nicht beendet ist. Dafür ist er seit einem Jahr Berater des Gazprom-Projekts NordStream2. Gazprom vertraut bei dem Pipelineprojekt aber auch auf die Dienste des ehemaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder. Der Deutsche ist außerdem Aufsichtsratschef des russischen Stahlkonzerns Rosneft. Und jetzt wird eben Christian Kern die Liste prominenter Namen ergänzen.