Der Fall des Tiroler Kryptostars Julian Hosp

Julian Hosp
Julian HospDie Presse (Mirjam Reither)
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Der Tiroler YouTube-Star, Autor und Unternehmer Julian Hosp ist in der Bitcoin-Szene sehr bekannt. Jetzt hat er sich völlig überraschend von seiner Firma TenX verabschiedet. Die Community erhebt schwere Vorwürfe. Was ist da los?

Er ist der wohl bekannteste Österreicher in der Kryptobranche. Der Tiroler Julian Hosp kann Zehntausende Zuseher mit seinen YouTube-Videos anlocken. Er füllt ganze Hallen. Auf seinen Tourneen durch Deutschland und Österreich erklärt er Tausenden Fans die Blockchain. Hosp hat mehrere Bücher veröffentlicht und es sogar in ein Rapvideo des Berliners Kool Savas geschafft. Seine Mission: die Welt „kryptofit“ zu machen. Der studierte Mediziner und ehemalige Kitesurf-Profi tritt gerne als „Dr. Julian Hosp“ auf. Das ist die Marke. So steht es auch auf den Buchcovers. Präsident ist er aber keiner mehr.

Diese Rolle beim Start-up TenX legte Hosp vergangene Woche überraschend zurück. Das Abschiedsvideo war für den chronisch gut gelaunten Tiroler untypisch. Sichtlich zerknirscht erklärte er in unter zwei Minuten seine Tätigkeit für beendet. Ohne einen Grund zu nennen. Jetzt brodelt die Gerüchteküche, ein Shitstorm tobt in der Kryptoszene.

Hosp ist ein Mitbegründer von TenX. Gemeinsam mit einem anderen Österreicher, Toby Hoenisch, hatte er 2017 die Summe von 80 Millionen Euro bei einem ICO, einem digitalen Börsengang, eingesammelt. Geschäftsidee: eine Kreditkarte, mit der man Bitcoin und andere Kryptowährungen ausgeben können soll. Für ihr Geld haben die Investoren einen Token erhalten, eine Art digitaler Jeton, genannt PAY. Dieser wurde ursprünglich als Geldmaschine vermarktet. Die Besitzer sollten am Umsatz mitverdienen, den TenX mit seinen Kreditkarten generiert. Rund 4000 Investoren haben eingezahlt.
Unzählige mehr sind später auf dem offenen Markt eingestiegen. Zweimal war ein PAY-Token sogar mehr als fünf Dollar wert. Im Sommer und im Dezember 2017, als die Krypto-Bubble ihren Höhepunkt erreichte. Der Plan, User an den Umsätzen teilhaben zu lassen, wurde aber rasch gestrichen. Es wäre auch egal, denn TenX hat bisher keine Umsätze. Kurz nach dem Start beendete Visa die Kooperation mit Wavecrest, das TenX mit Kreditkarten versorgt hatte. Seitdem warten die User auf einen Ersatz. TenX ist eine Firma ohne Produkt. Dann kam das preisliche Gemetzel dazu. Nach einem Absturz von mehr als 95 Prozent notiert PAY unterhalb von 20 Cent.

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