Deutsche Wirtschaft spielt Kosten eines harten Brexit durch

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Nach der Ablehnung des EU-Austrittsvertrags durch das britische Parlament geht in der deutschen Wirtschaft die Furcht vor einem harten Brexit um.

Die deutsche Wirtschaft sorgt sich vor einem harten Brexit. Ifo-Präsident Clemens Fuest rechnet für diesen Fall mit "riesigen Kosten". Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, befürchtet chaotische Verhältnisse. Die Verbindung zwischen Großbritannien und Europa sei wirtschaftlich so eng, dass eine Grenze "eigentlich" nicht funktioniere. Er verwies am Mittwoch im SWR darauf, dass etwa zehn- bis zwölftausend Lkw derzeit "im normalen Geschäft" durch Dover fahren: "Man muss sich mal vorstellen, jeder Lkw wird eine Viertelstunde, 20 Minuten, eine halbe Stunde kontrolliert, das kann man sich nicht mehr vorstellen. Das sind Dimensionen, die sind nicht händelbar." Deutsche Unternehmen fingen mit Blick auf ein solches Szenario an, Material und Ersatzteile zu horten, so Wansleben.

Laut Außenhandelspräsident Holger Bingmann ist die Zeit vor dem für Ende März vorgesehenen Ausstiegsdatum jedoch zu knapp, um sich in erforderlicher Weise auf einen harten Brexit vorzubereiten: "Ein ungeordnetes Ausscheiden des Vereinigten Königreichs riskiert ein bilaterales Außenhandelsvolumen Deutschlands von über 175 Milliarden Euro – an Ein- und Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen. Es droht eine unmittelbar durchschlagende Rezession in der britischen Wirtschaft, die auch an Deutschland nicht unbemerkt vorüberziehen würde", so der Chef des Branchenverbands BGA.

Der Berliner Ökonom Marcel Fratzscher sagte indes, die Kosten eines harten Brexit für Deutschland würden häufig überschätzt. Deutsche Firmen hätten immer wieder gezeigt, dass sie flexibel und schnell auf Schocks reagieren könnten. "Ähnlich sollte es im Falle eines harten Brexit sein", so der DIW-Präsident. 

(Reuters)

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