Strafgericht für die KZ-Täter

Neue Studie zu den Mauthausen-Prozessen: Es gab 500 Verfahren.

Die strafgerichtliche Aufarbeitung der Verbrechen, die im KZ Mauthausen während der NS-Herrschaft verübt wurden, dauerte von 1945 bis 1993. Durchaus effektiv, wie die jüngste Studie der KZ-Gedenkstätte zeigt. Die Frage, ob die Strafen zu milde waren, ist müßig. Fakt ist jedenfalls, dass in den Mauthausen-Verfahren mehr als 500 Personen vor Gericht standen. Allein 300 wurden in den Dachauer Mauthausen-Prozessen der USA abgeurteilt, 80 von polnischen, rund 40 von heimischen und mehr als ein Dutzend von tschechischen Gerichten. 30 standen vor westdeutschen bzw. DDR-Richtern. Dass die Verfahren unter katastrophalem Ressourcenmangel stattfanden, ist unbestritten. So mussten auch die US-Prozesse Mängel aufweisen, wenn es um klare Beweise für die individuelle Schuld einzelner Angeklagter ging. Nur allzu oft gab es keinerlei schriftliche Beweismittel, sondern lediglich Aussagen ehemaliger KZ-Häftlinge. Das wieder lieferte den Kritikern dieser Prozesse jede Menge Munition. Dazu kam, dass es in den diversen Prozessen völlig unterschiedlich hohe Strafen für ein- und dasselbe Delikt gab. Gegen Ende der Vierzigerjahre, als die Bundesrepublik schon gegründet und der Kalte Krieg entbrannt war, erlahmte das Interesse der Amerikaner. Die BRD war nun verbündet, das Gros der Abgeurteilten konnte sich schon Mitte der Fünfzigerjahre wieder der Freiheit erfreuen. Ohne zu generalisieren, stellt die Studie fest, dass viele SSler nach vorzeitiger Haftentlassung in ihren Heimatorten und von den Familien mit offenen Armen empfangen wurden.


Christian Rabl
„Mauthausen vor Gericht. Nachkriegsprozesse im internationalen Vergleich“
New Academic Press,
347 Seiten, 29,90 Euro

Habsburg, populär skizziert

Dreißig Bücher hat die Historikerin Größing schon geschaffen, fast alle behandeln den Themenkreis Habsburg. Ob Sisi oder Habsburgs Bräute, ob Maximilian I. oder der mexikanische, die drei Karls, all das hat sie uns bereits nahegebracht, lange Jahre in der „Kronen Zeitung“, bevor sie dann vor Jahren der Bannstrahl des unberechenbaren Alten traf.

Nun also ein neuer Anlauf, kaiserlichen Glanz aufzupolieren. „Wie lebten sie, wen liebten sie, was glaubten sie, wie regierten sie und woran starben sie?“ Sigrid-Maria Größing gibt Antwort. Vom Überraschungskönig Rudolf von Habsburg aus dem Aargau bis zum letzten Kaiser der Donaumonarchie, dem unglücklichen Karl, spannt sie den Bogen ihrer lebhaften und flotten Erzählungen. Franz Josephs Urenkel, Markus, gewährt ein freundliches Geleitwort und freut sich, „Geschehenes als Nachkomme zu erfahren“. Dies ist freilich ein kühnes Versprechen. Die Autorin selbst nennt das Problem: Alles längst geschrieben, jede Wortspende, jedes Handschreiben, jedes Dokument, Gemälde, Foto Hunderte Male erwähnt, analysiert, hin- und her gewendet. Also geht es ihr um kurze, prägnante Biografien, um leichte Lesbarkeit. Und dies – so stellen wir nach Lektüre gern fest – ist ihr durchaus gelungen. 23 habsburgische Herrscher werden porträtiert, dazu gibt's je eine Anekdote. Nummer 24 ist die einzige Frau, die einzige Nichtkaiserin und wohl auch der einzige Name, der sich auch heute noch uneingeschränkter Sympathie erfreut.


Sigrid-Maria Größing
„Kaiserlicher Glanz. Habsburgs Herrscher in Geschichten und Anekdoten“
Ueberreuter, 208 Seiten, 21,95 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2019)

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