Kulturerbe

Petra Hartlieb: Die schreibende Stimme des Buchhandels

(c) Pamela Rußmann
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Literatur. Petra Hartlieb verkauft nicht nur Bücher in Währings einziger Buchhandlung, sie schreibt auch selbst welche. Und sitzt 2019 in der Jury des Deutschen Buchpreises.

Täglich steht sie längst nicht mehr in der Buchhandlung. Dafür haben ihre anderen Tätigkeiten zu viel Raum bekommen, aber der Reihe nach: Petra Hartlieb hat das Privileg, zwei Berufe auszuüben, die eng miteinander verknüpft sind: Sie ist Buchhändlerin und Schriftstellerin. 2004 kehrte die gebürtige Wienerin nach ein paar Jahren in Hamburg mit ihrem aus Deutschland stammenden Mann Oliver nach Wien zurück und übernahm Währings letzte Buchhandlung namens „Friedrich Stock“. Mit Literatur und Büchern kannten sich die zwei aus, beide hatten jahrelange Verlagserfahrung.

Die ersten Jahre in der kleinen Buchhandlung in der Währingerstraße (Höhe Martinstraße) waren hart, aber so erlebnisreich, dass Petra Hartlieb 2014 ein Buch darüber schrieb und einen echten Longseller damit schuf. „Meine wundervolle Buchhandlung“ hat sich bisher gut 60.000 Mal verkauft, wurde in acht Sprachen übersetzt und Hartlieb sagt: „Ich verdiene mit dem Buch heute noch Geld.“ Das liegt nicht nur an der locker-fröhlichen Geschichte von einem jungen Ehe- und Elternpaar, das ein unternehmerisches Abenteuer wagt, sondern auch am Zeitpunkt der Veröffentlichung: Exakt mit dem Revival der Grätzl-buchhandlung.

Wobei ihr Buch dazu sicher viel beigetragen hat. Rund um Aumannplatz, Kutschkermarkt, Gentzgasse sind die Hartliebs längst allen Währinger Lesern ein Begriff. Stammkunden kommen aber auch aus dem ferneren Pötzleinsdorf oder den angrenzenden Bezirken. Und Hartlieb hat auch andernorts „dieses Revival der kleinen Buchhandlungen“ bemerkt. „Vor zehn Jahren war es irgendwie sexy, alles im Internet zu bestellen, also auch Bücher. Heute ist es den Leuten eher peinlich.“

Vor sechs Jahren kam eine zweite „Hartlieb“-Filiale in der Porzellangasse mit einem Schwerpunkt auf französische Literatur hinzu. Heute haben sie insgesamt 13 Mitarbeiter und die Geschäfte gehen gut. So gut, dass die Chefin eben nur die halbe Woche im Buchladen steht (Do, Fr, Sa) und den Rest der Woche an eigenen Büchern schreiben kann. Schon vor der „wundervollen Buchhandlung“ schrieb sie mit dem deutschen Autor Claus-Uhrlich Bielefeld eine Krimireihe mit einem länderübergreifendes Ermittlerduo aus Berlin und Wien.

60 Bücher lesen in fünf Monaten

Nur in Wien und zwar um 1910 spielt ihre aktuelle Romanreihe über Marie, die es zufällig als Kindermädchen in den Haushalt von Arthur Schnitzler verschlägt. Hier werden die wechselnden Jahreszeiten mit dem Alltag im Wiener Cottageviertel verwoben. Der vierte und letzte Teil (nach „Ein Winter in Wien“, zuletzt „Sommer in Wien“) muss allerdings ein wenig warten. Denn dieser Sommer war fürs Lesen reserviert. Weil Hartlieb erstmals Teil der Jury des renommierten Deutschen Buchpreises war, musste sie in weniger als fünf Monaten 60 deutschsprachige Neuerscheinungen lesen. Der Preis wird am 14. Oktober verliehen. Auch hier versteht sich Hartlieb als Stimme des Buchhandels. Und eine, die selbst etwas vom Bücher schreiben versteht.

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