Unternehmen mit Verantwortung

Walter Scherb: Der gar nicht so leise Lebensmittelhersteller

(c) Ákos Burg
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Familienbetrieb. Seit bei Spitz die dritte Generation übernahm, scheut man sich nicht mehr, sie zu erzählen: die Geschichte der Familie mit den Traditionsmarken.

Bevor Toast, Ketchup, Waffeln und Likör im Einkaufswagen landen, sollte der Blick auf die Verpackung öfter am roten Spitz-Logo hängen bleiben, findet Walter Scherb junior. Theoretisch wäre das leicht umsetzbar: Alle vier Dinge finden sich im 1200 Artikel umfassenden Repertoire an süßen, salzigen und flüssigen Lebensmitteln, die sein Familienbetrieb im oberösterreichischen Attnang-Puchheim herstellt.

Praktisch wissen aber wenige, dass die Firma Spitz mit 256 Mio. Euro Umsatz und 750 Mitarbeitern zu den größten Lebensmittelproduzenten Österreichs zählt. Einerseits, weil ihre Artikel oft fast verschämt hinter den Logos der großen Handelsketten versteckt werden – nur der Diskonter Hofer bestand von Beginn darauf, dass sie ihre eigene Marke ausweisen. Andererseits war es der verschwiegenen oberösterreichischen Industriellenfamilie Scherb bislang ganz recht, im Hintergrund zu agieren.

Familienunternehmen in der dritten Generation

Das hat sich mit Walter Scherb jun. geändert. Seit er Anfang des Jahres in dritter Generation im Hausruckviertel übernommen hat und die Eigentümerfamilie damit nach einem fast zehnjährigen Intermezzo wieder den Chef stellt, ist es lauter geworden um Spitz. Rund um die gemeinsam mit Siemens gestartete Digitalisierung des Werks, den Sprung zum Alleineigentümer der Gasteiner Mineralwasserquelle oder dem Kauf eines Honigherstellers, lud er Journalisten in den vergangenen Monaten zu Gesprächen oder Besichtigungen. Oft ohne, manchmal mit Vater Walter Scherb sen., der sich lieber im Hintergrund hält und das millionenschwere Family Office mit Immobilien- und Industriebeteiligungen – etwa am Arsenal Wien oder früher an der Firma Böhler-Uddeholm – managt.

Gerade bei Lebensmitteln, bei denen große Konzerne dominieren, sei die Herkunft oft nicht klar, sagte Scherb jun. kürzlich zur „Presse“. Der Kunde wolle das aber immer öfter wissen. Und er, Scherb jun., der seine ersten Berufsjahre bei der Strategieberatung McKinsey in London verbracht hat, weiß, wie ein gekonnter Markenauftritt aussieht. Und er erzählt sie gern: die Geschichte seiner Familie, die die 1857 gegründete Traditionsmarke seit den Fünfzigern ausbaute.

Oder die Geschichte, wie man 2013 die ebenso traditionsreichen Auer-Baumstämme und Blaschke-Kokoskuppeln übernahm und am Standort Attnang-Puchheim weiter fabriziert. Der Chef, der mit Jahrgang 1989 deutlich jünger als viele seiner Marken ist, hat auch keine Berührungsangst mit Kampagnen in den sozialen Medien oder Trends zu veganem oder laktosefreiem Essen und der Glasflasche.

Damit Spitz für die unterschiedlichsten Kundenwünsche wettbewerbsfähig bleibt, werden für die Automatisierung des Werks in den nächsten fünf Jahren 100 Mio. Euro bereitstehen. Die Mitarbeiter müssten aber nicht fürchten, vom Computer ersetzt zu werden, sagt Scherb jun. Man arbeite mit der „natürlichen Fluktuation“.
Sein Ziel ist klar: Wachstum – ohne die frühere Zurückhaltung. „Bei Rewe und Spar würden wir auch noch gern draufstehen“, sagt Scherb jun. Und wenn das nicht geht, bleibe noch immer das Ausland.

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