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Josef Penninger: Der Forscher im Zentrum des Sturms

Josef Penninger
Josef Penninger(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Forschung Josef Penningers ist ins Zentrum des Interesses gerückt, viel Hoffnung beruht darauf. Der Genetiker über seine Liebe zu Viren – und zum Fußball.

Der Professor ist trawig – und nicht leicht zu erreichen. „Nein, nein, hier ist nicht der Herr Professor, aber der Josef Penninger wär da“, sagt er, als die Telefonverbindung nach Vancouver dann doch steht. Dorthin ist er geraden in die (trotz negativen Tests) strenge Reiserückkehrer-Quarantäne aus Europa zurückgekehrt. Der Genetiker ist viel unterwegs, hat die Pandemie ihn und seine Forschungen doch in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Wie resümiert er dieses halbe, Dreivierteljahr der Pandemie? „Trawig, um es auf gut Innviertlerisch zu sagen.

Ich habe ACE2 vor 22 Jahren entdeckt, aber das hat keinen mehr interessiert, dann wurde ich ins Zentrum eines pandemischen Sturms geworfen“, sagt Penninger, der seit 2018 das Life Sciences Institute an der University of British Columbia in Kanada leitet und in Wien etwa die Biotec-Firma Apeiron gegründet hat. Der Wirkstoff APN01 (man kennt ihn als „das Penninger-Medikament“) zählt derzeit laut Apeiron zu den am weitesten entwickelten Medikamentenkandidaten zur Behandlung von Covid-19. Der Wirkstoff ist ein synthetisches Enzym, das die Infektion durch das neue Coronavirus blockieren und entzündliche Reaktionen verhindern soll, es ahmt das menschliche Enzym ACE2 nach, das Penninger im Rahmen der Forschung am Sars-1-Virus entdeckt hat.

„Jetzt ist ACE2 im Zentrum der Pandemie, die Hälfte der Impfstoffforschung zielt darauf hin, das ist für mich als Wissenschaftler eine wahnsinnig spannende Zeit. Das ist wahrscheinlich das größte Forschungsprojekt, das der Planet je gesehen hat. Ich bin erstaunt zu sehen, wie toll die Welt das macht, zu sehen, was möglich ist, macht mich hoffnungsfroh für andere Themen in der Zukunft.“
Seine Liebe zu Viren, von der er spricht, hat er trotz aller Verwerfungen, die die Pandemie bringt, nicht verloren. „Ich liebe Viren, wenn jemand unseren Planeten kontrolliert, sind das Viren, ich bin davon völlig fasziniert“, sagt Penninger, der sagt, er hoffe, dass sich durch Corona etwas zum Guten bewegt: „Dass sich die Welt ein bisserl ändert, dass nicht nur etwas entwickelt wird, um Geld zu verdienen, dass Werte wie Gesundheit mehr zählen.“ Penninger ist überzeugt, dass es bald Medikamente geben wird, die der Erkrankung ihren Schrecken nehmen werden. APN01 ist derzeit in Phase 2B der klinischen Studien, es wird also an Patienten getestet. Im Optimalfall sei eine Zulassung Anfang/Mitte 2021 realistisch.

Bis dahin bleibt der Forscher wohl trawig. Aber Zeit für eine andere große Liebe bleibt. Auch von Kanada aus verfolgt er den heimischen Fußball, von Rapid bis in die Regionalliga, wo Union Gurten spielt, der Verein, bei dem er einst gekickt hat. Wenn er in Wien ist, spielt er auch selbst. „Das ist wichtig, dass man diesen Kontrast hat. Sogar in der Dusche an Wissenschaft zu denken ist nett, aber man braucht auch anderes.“

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