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Rudolf Buchbinder: Wiens unermüdlicher Beethoven-Apostel

Rudolf Buchbinder
Rudolf Buchbinder(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Rudolf Buchbinder war der jüngste Student der Musikakademie, hält alle Rekorde in Sachen Klassik-Interpretation und ist erfolgreicher Festivalmanager.

Er ist nicht nur einer der berühmtesten Interpreten im internationalen Klassik-Business, sondern längst auch einer der erfolgreichsten Konzertmanager Österreichs: Seit dessen Gründung leitet Rudolf Buchbinder das internationale Musik-Festival Grafenegg, das unter seiner Führung zum sommerlichen Treffpunkt für die bedeutendsten Solisten und Symphonieorchester der Welt wurde.

Die Arbeit in Grafenegg stellt so etwas wie die Krönung in Buchbinders Karriere dar: Tatsächlich wurde er, der pianistische Globetrotter, im Schlosspark zum Gastgeber für die berühmtesten Kollegen. Und es gelang ihm 2020 als einem der wenigen Festspielveranstalter jenseits von Salzburg, dem Coronavirus zu trotzen. Wenn er auch auf internationale Orchestergastspiele verzichten musste, musizierten doch allein die Wiener Philharmoniker dreimal im Wolkenturm, den man eigens für Buchbinders Festival errichten ließ. Und Solisten vom Rang eines Jonas Kaufmann traten auf.

Solcher Erfolg war Rudolf Buchbinder nicht an der Wiege gesungen worden. Obwohl die – durch einen Zufall – im böhmischen Leitmeritz stand, war er doch ein „waschechter Wiener“, wie er selbst immer bekennt. Sein eminentes Talent wurde schon im Kindesalter entdeckt. Niemand Geringerer als Bundeskanzler Julius Raab nahm sich des „kleinen Rudi“ an und finanzierte seine ersten Ausbildungsschritte.

Als jüngster Student durfte Buchbinder an der Akademie – der heutigen Musik-Uni – inskribieren, wobei er tatsächlich die Notenschrift früher beherrschte als das Alphabet; das Meldebuch an der Akademie unterschrieb noch die Mutter, während Rudi Beethovens erste Klaviersonate spielte.

Beethoven blieb dann der Schicksalskomponist: Mit Beethoven debütiert er noch als Bub im Großen Musikvereinssaal, Beethovens „Pathétique“ spielte er dem großen Klavierlehrer Bruno Seidlhofer vor, der den Zehnjährigen daraufhin in seine Meisterklasse übernahm, Beethovens „Appassionata“ ist das Werk, das Buchbinder in aller Welt am öftesten gespielt hat. Wobei in seinem Fall nicht davon die Rede sein kann, dass er die Aufführungen nicht mehr zählen könnte, denn er führt präzise Buch!

Beethovens 32 Klaviersonaten hat Buchbinder weltweit immer wieder zyklisch aufgeführt, gewiss öfter als jeder andere Pianist. Über Beethoven hat er auch ein Buch geschrieben, die Klavierkonzerte mit den bedeutendsten Orchestern als Pianist und Dirigent in Personalunion aufgeführt – und für Video aufgezeichnet.

Dabei reicht sein Repertoire von Bach bis zur Avantgarde – zum Beethovenjahr erschien eine Aufnahme der „Diabelli-Variationen“, angereichert um neue Variationen aus der Feder von bedeutenden zeitgenössischen Komponisten. Dass die Wiener Klassik und, nicht zu vergessen, Schubert eine bedeutende Rolle für ihn spielen, versteht sich – und es scheint fast, dank seines nie erlahmenden Interesses für Originalhandschriften und alte Druckausgaben würde sich sein privates Motto bewahrheiten: „Ich möchte, dass ich mit den Jahren immer besser werde . . .“

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