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Veronika Franz und Severin Fiala: Ein Regieduo, das die Welt das Gruseln lehrt

Veronika Franz und Severin Fiala
Veronika Franz und Severin Fiala(c) Getty Images
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Veronika Franz und Severin Fiala begeistern mit ihren psychologischen Horrorfilmen eine internationale Fangemeinde. Demnächst drehen sie wieder.

Wien. Wo Veronika Franz und Severin Fiala draufsteht, steckt betörendes Unbehagen drin: Das Regieduo ist mit seinen Horrorfilmen international erfolgreich. Wobei der Begriff Horrorfilm dem Werk der beiden nicht Genüge tut: Es sind Mischungen aus Psychothriller, Kammerspiel-Horror und Arthouse-Film, voll durchdringender Bilder und unheimlicher Symbolik, in denen Traumata hervorbrechen und gesellschaftliche Abgründe zum Vorschein kommen. Der Anspruch der Filmemacher: „Wir wollen von jedem unserer Filme, dass er uns angreift und verstört und etwas über die Welt erzählt“, sagt Severin Fiala. „Wir machen Filme, wie wir sie selbst gern im Kino sehen wollen“, so Veronika Franz, die heuer auch in der Jury der Filmfestspiele Venedig saß.
Dass sich der Filmgeschmack der beiden deckt, fanden sie früh heraus. Nachdem sie ihre Karriere als Filmkritikerin beim „Kurier“ begonnen hatte, wurde Franz in den 1990er-Jahren zur kreativen Partnerin und Drehbuchautorin von Ulrich Seidl. Dessen Neffe, Severin Fiala, der für jugendliche Filmprojekte à la „Godzilla“ schon Dinosaurierpuppen auf eine brennende Papierstadt losgelassen hatte, verdingte sich als Babysitter für ihren Sohn. Und wurde nicht mit Geld bezahlt, sondern mit Schätzen aus der Videothek – „viel zu vielen für eine Nacht“ –, die er sich anschaute, sobald das Kind schlief. Wenn Franz nach Hause kam, schaute sie mit.

2012 kam die erste gemeinsame Arbeit heraus, eine Doku über den mittlerweile verstorbenen Filmemacher Peter Kern, 2014 folgte ihr erster Spielfilm: „Ich seh, ich seh“ über zwei Zwillingsbuben, die die Echtheit ihrer Mutter anzweifeln, wurde zum österreichischen Oscar-Kandidaten und löste in den USA einen Hype aus. Schon den Trailer hielten einige Medien für den „gruseligsten aller Zeiten“. Das öffnete die Tür nach Hollywood: Plötzlich regnete es Angebote aus Amerika. Den winterlich-schaurigen Film „The Lodge“, der Anfang dieses Jahres in die heimischen Kinos kam, drehten Franz und Fiala in Kanada, mit Schauspielern wie der Elvis-Enkelin Riley Keough und Produktionspartnern wie der altgedienten britischen Horrorfilmschmiede Hammer. Um eine Hollywood-Karriere sei es den beiden aber nie gegangen, versichern sie, was ihnen im Umgang mit den Filmstudios einen Vorteil verschaffe: „Wir sind auf eine gewisse Art unbestechlich.“

Ihr nächstes Werk bringt die beiden wieder nach Österreich, ins Wald- und Mühlviertel. Hier wollen sie zwischen Steinhäusern und Karpfenteichen „Des Teufels Bad“ drehen. Der Horror beruht auf historischen Begebenheiten: Weil das Leben für einfache Frauen hart, der Himmel das völlige Heilsversprechen, Suizid aber die schlimmste aller Sünden war, wählten manche einen drastischen Ausweg – und mordeten, um hingerichtet zu werden. Im Archiv einer amerikanischen Historikerin fanden Franz und Fiala die Geschichte einer Mühlviertler Frau von 1750, die dem Inquisitor erzählte, was sie zu ihrer Tat getrieben hatte. Die Filmemacher hoffen, dass die Dreharbeiten, die sich wegen Corona verzögert haben, noch heuer starten können. (kanu)

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