Austria'20

Christian Klinger: Internorm stößt Fenster in die digitale Zukunft auf

Christian Klinger
Christian Klinger(c) Florian Stuerzenbaum
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Nominiert in der Kategorie „Unternehmen mit Verantwortung“: Das Familienunternehmen aus Traun (OÖ) setzt seine Expansionspläne weiter um und investiert allein in Österreich 35 Millionen Euro. Der Krise zum Trotz.

„Familienunternehmen sind prinzipiell tickende Zeitbomben“, sagt Christian Klinger. Er ist Aufsichtsratschef der oberösterreichischen IFN-Unternehmensgruppe, zu der etwa der Fenster- und Türenhersteller Internorm zählt. Die Gruppe setzte mit ihren 3750 Mitarbeitern im vergangenen Jahr 612 Millionen Euro um. Auch heuer peilt Klinger einen ähnlichen Umsatz an. Trotz Corona. Oder besser: Corona zum Trotz. Denn erst im August übernahm das Unternehmen aus Traun die Mehrheit an der dänischen Skanva Group. Die Dänen vertreiben Fenster und Türen ausschließlich online. Mit der Übernahme stoßen die Oberösterreicher also das Fenster in die digitale Zukunft weit auf. Auch wenn Klinger lächelnd betont, dass seine Familie „Very Old Economy“ betreibt.
„Wir sind ein Familienunternehmen“, sagt er. Und damit dieses nicht zur „tickenden Zeitbombe“ wird, hält es sich an eine strenge Familienverfassung. „Irgendwann kommt immer der Punkt, wo man sich für die Firma und gegen die Kinder entscheiden muss“, sagt Klinger. Eine Familienverfassung bereite auf diesen Punkt vor und sorge dafür, dass Unternehmen nicht genau an diesem Dilemma scheitern.

Den Grundstein des Erfolgs legte Klingers Großvater Eduard. Er gründete 1931 die Schlosserei Klinger. „Er war ein fleißiger Handwerker, aber auch ein schlauer Mann“, erzählt Klinger. Bevor er im Zweiten Weltkrieg als Soldat eingezogen wurde, trug er seiner Frau auf, alles Geld in Stahl und andere Werkstoffe zu investieren. Diese lagerte tatsächlich überall im Haus Rohre, Stahlplatten und Arbeitsmaterial. Als das Land in Schutt und Asche lag, konnte Klinger Metallbau in Traun als eines der wenigen Unternehmen Fenster und Türen für den Wiederaufbau liefern.

Anfang der 1980er starb der Firmengründer. Und er hinterließ nicht nur ein prosperierendes Unternehmen, sondern auch klare Regeln, wie dieses in Zukunft geführt werden soll. In der Firma dürfen maximal drei Eigentümer tätig sein, pro Familienstamm höchstens einer. Ehepartner bzw. Lebensgefährten dürfen nicht gemeinsam im Betrieb arbeiten. Wenn Christian Klinger über die Familienverfassung spricht, klingt das ein wenig nach „Iffland-Ring“.

Bekanntlich wird dieser Eisenring testamentarisch an den nach Ansicht des Trägers „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ vergeben. Christian Klinger hat vor 23 Jahren sein Testament gemacht, als er ins Familienunternehmen eingetreten ist. Auch seine Cousine und sein Cousin, die mit ihm im Aufsichtsrat sitzen, mussten ihre Nachfolge regeln. Seit vielen Jahren wird die Firma operativ von familienfremden Managern geleitet. „Eine Firma soll von den Besten und nicht von der Blutlinie geführt werden“, sagt Klinger.

Trotz der schwierigen Wirtschaftslage wird die IFH-Gruppe heuer 42,5 Millionen Euro in ihre Standorte investieren, 35 Millionen davon in Österreich. „Das ist unser Beitrag, dass wir in die Normalität hineinfinden und die Wirtschaft wieder flott kriegen“, betont Klinger. (gh)

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