Austria'20

Johanna Urkauf und Carol Fong-Mei Urkauf-Chen: Ein Boom für E-Bikes „made in Austria“

Johanna Urkauf und Carol Urkauf-Chen
Johanna Urkauf und Carol Urkauf-Chen(c) Michael Rausch-Schott
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Nominiert in der Kategorie „Unternehmen mit Verantwortung“: Seit 1996 führt Carol Urkauf-Chen den Fahrradhersteller KTM. Der Pionier für hochwertige E-Bikes konnte von Corona sogar profitieren.

Die Coronapandemie stürzt die heimische Volkswirtschaft in die größte Rezession seit Beginn der Zweiten Republik. Daher war man auch in Mattighofen beim Fahrradhersteller KTM im Frühjahr „sehr pessimistisch“, wie Eigentümerin Carol Urkauf-Chen erzählt. „Nach dem Lockdown war die Nachfrage jedoch so groß, dass bis Juni alles verkauft war. Wir konnten es anfangs gar nicht glauben.“ Unter dem Strich brachte das im Sommer abgelaufene Geschäftsjahr für den heimischen Fahrradhersteller somit sogar ein Plus von 40 Prozent.

Besonders die Nachfrage nach herkömmlichen Fahrrädern habe heuer stark zugelegt, so Urkauf-Chen. Jene nach E-Bikes boome jedoch ohnehin schon seit einigen Jahren. Dadurch konnte das 600-Mitarbeiter-Unternehmen, das zuletzt etwa 325.000 Fahrräder produzierte (davon 200.000 E-Bikes), seinen Umsatz auf rund 400 Millionen Euro steigern. Heuer soll die Produktion sogar neuerlich rasant auf 440.000 Fahrräder zulegen.

Es scheint, dass in der Fahrradbranche derzeit ein wahrer Goldrausch herrscht. Zum Teil nehme das bereits beängstigende Ausmaße an, sagt Urkauf-Chen. So würden ihre asiatischen Teile-Lieferanten davon berichten, dass Konkurrenten mitunter die doppelte oder dreifache Menge des Vorjahres ordern – aus Angst, nicht genügend Material zu erhalten.

Doch dem war nicht immer so. Begonnen hat die jüngere Geschichte von KTM Fahrrad im Jahr 1991. Damals war das alte integrierte Unternehmen in Konkurs. Die Motorradsparte übernahm Stefan Pierer, die Fahrradsparte der Ex-Mann von Carol Urkauf-Chen, ein Salzburger Radgroßhändler. Aber bereits 1996 schlitterte das Unternehmen neuerlich in große wirtschaftliche Probleme. Diesmal übernahm Urkauf-Chen selbst die Führung und baute das Unternehmen in der Folge drastisch um. Da sie selbst in Taiwan bereits ein Handelsunternehmen mit Fahrradteilen gegründet hatte, besaß sie nicht nur das notwendige Know-how, sondern auch die Kontakte zu den wichtigen Lieferanten in Asien.

Durch die Umstellung auf durchgehend geschweißte Rahmen wurden die KTM-Fahrräder in der Folge „schöner und in der Produktion günstiger“. Den endgültig durchschlagenden Erfolg brachte jedoch die frühe Konzentration auf hochwertige E-Bikes – zuerst im Mountainbike-Bereich, zuletzt aber auch vermehrt im Straßensegment.

Einige Jahre werde dieser Boom noch weitergehen, ist man sich bei KTM sicher. „Es gibt noch viel Innovationspotenzial, das in den kommenden Jahren den Verkauf antreiben wird“, sagt Johanna Urkauf, die Tochter von Carol Urkauf-Chen, die seit 2018 die operative Geschäftsführung übernommen hat. Heute exportiert KTM in über 50 Länder weltweit, und in vielen stehe der E-Bike-Boom noch am Anfang. Die elektrifizierten Räder werden dabei auch allesamt im oberösterreichischen Stammwerk endgefertigt. Gute Aussichten also für Mattighofen – auch abseits der Motorräder. (jaz)

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