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Christoph Thomann: Mit Insektenburger die Welt retten

Christoph Thomann
Christoph Thomann(c) Dominik Geider
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Unsere Ernährung ist für 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, so Christoph Thomann. Sein Rezept gegen den Klimawandel: Mehlwürmer und Heuschrecken.

Statistiken gehen bei Christoph Thomann runter wie Apfelmus. „Unsere Ernährung hat großen Einfluss auf das Klima“, sagt er. Mittlerweile seien bereits 70 Prozent aller Ressourcen für Ackerland aufgebraucht. 40 Prozent des CO2-Ausstoßes werden von dem verursacht, was auf den Teller kommt. In Österreich stehe viel zu oft Fleisch auf dem Speiseplan. Wir essen im Schnitt 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Asiaten kämen auf 20 Kilogramm, sagt der 34-Jährige. Lange Zeit erzählte er diese Geschichte an Schulen und in Kindergärten. Seine Erörterung stießen so lang auf ungeteiltes Verständnis, bis er sein Rezept präsentierte, wie wir uns künftig ernähren sollten: von Insekten.

Konkret arbeitet Thomanns Unternehmen Zirp Insects in erster Linie mit Mehlwürmern und Heuschrecken. „Hochwertige Proteine“, sagt Thomann, die noch dazu von unserem Körper viel leichter verdaut werden können als Fleisch, Soja und Co. Mittlerweile kocht er gemeinsam mit Ernährungsexperten und Spitzenköchen. Insekten als Nahrungsmittel sind längst aus der Schmuddelecke der schrägen Weltverbesserer heraus. Heute gibt es Thomanns Insekten bei Supermarktketten wie Merkur zu kaufen. Und selbst Tennis-Ass Dominic Thiem ernährt sich zwischendurch von Insekten, um das Beste aus seinem Körper herauszuholen.
„In zehn Jahren wird die Hälfte der europäischen Bevölkerung Insekten essen“, sagt Thomann. Utopisch? „Wer hätte einst gedacht, dass bei uns alle Sushi essen?“, lautet seine Gegenfrage. Tatsächlich würden sich zwei Milliarden Menschen auf diesem Planeten schon heute von Insekten ernähren.

Mittlerweile haben Thomann und sein Team 31 Produkte entwickelt. Vom Insektenburger angefangen bis zu Falafel und speziellen Backmischungen für Brot. Immer wieder veranstaltet Zirp Insects Kochkurse. Das Publikum ist meist jung, urban und gebildet. Und eher wohlhabend. Denn noch spielt sich der Verkauf im Hochpreissegment ab. Dies liege aber vor allem daran, dass die Insekten von regionalen Produzenten stammen und natürlich die Mengen vorerst noch überschaubar sind.

Auch für Veganer. Nachhaltigkeit ist nicht nur garantiert, weil weniger Ackerflächen, weniger Bewässerung und geringere Transportwege nötig sind. Die Mehlwürmer, die Thomann züchten lässt, ernähren sich von Speiseresten, vorzugsweise von altem Brot. Es wird also auch dafür gesorgt, dass Nahrung nicht auf dem Müll landet.
Selbst für viele Veganer und Vegetarier seien Insekten eine „ethisch vertretbare Proteinquelle“, sagt Christoph Thomann. Denn: „Insekten haben kein Schmerzempfinden.“

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