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Iris Filzwieser: Die Kombination aus Theorie und Anwendung

Iris Filzwieser
Iris Filzwieser(c) Mettop GmbH / brainsworld (brainsworld)
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Die Bandbreite ihres Fachs – von Thermodynamik bis Metallrecycling – fasziniert die Metallurgin Iris Filzwieser, ACR-Präsidentin und Firmengründerin.

Wer sich an der Montanuni Leoben für Metallurgie einschreibt, erlernt nicht nur die physikalischenund chemischen Grundlagen der glänzenden Elemente, die man in der Erdkruste findet. Man bekommt auch Einblick in die vielfältigen Anwendungsgebiete des Hüttenwesens, den Erzabbau, die Verarbeitung oder die Wiederverwertung von Metallen. Diese „Mischung aus Hemdsärmeligkeit und hoch wissenschaftlichem Zugang“ sei es gewesen, der sie letztlich zur Metallurgie gebracht hat, erzählt Iris Filzwieser – und das, obwohl sie sich zunächst für Gesteinshüttenwesen in Leoben inskribiert hatte.

Dass sie etwas Technisches machen wollte, sei ihr schon immer klar gewesen, so die Steirerin, deshalb besuchte sie auch eine HTL für Maschinenbau. Und ihr Interesse für die Metallurgie ließ auch während des Studiums nicht nach, für ihre Dissertation spezialisierte sie sich auf die sogenannte Hydrometallurgie, zur der auch die Herstellung von Metallen über wässrige Elektrolysen gehört, so Filzwieser.

Dabei wird – anders als bei der Pyrometallurgie, die mit großer Hitze arbeitet – Metall mit Wasser aus den Erzen gewonnen, indem eine Spannung angelegt wird, wodurch sich die Metallatome als Ionen aus dem Gestein lösen und abscheiden. Gemeinsam mit ihrem Mann, der sich ebenfalls in Leoben mit Elektrolyseverfahren beschäftigte, gründete Filzwieser noch während ihres Studiums ihre erste Firma. „Wir arbeiten und forschen darin hauptsächlich an der Optimierung von Prozessen und Produkten für die Kupfer erzeugende Industrie. Optimierung heißt dabei nicht nur Kosten einzusparen, sondern auch den Ressourceneinsatz zu minimieren, oder Materialeinsparungen zu ermöglichen – das Produkt also leichter zu machen. Oder im Prozess weniger Energie zu verbrauchen und dabei trotzdem den Output zu steigern.“ Für einen Kupferschmelzofen entwickelte ihre Firma etwa eine neue Technologie, um Stickstoff in das flüssige Metall zu blasen. „Das ist wie in einemWhirlpool, das macht das Kupferbad turbulenter, dadurch geschehen thermodynamische Prozesse darin schneller“, erklärt Filzwieser.

Andere weltweit lizenzierte Patente ermöglichten etwa optimierte Elektrolyseverfahren, die die Kupferausbeute um die Hälfte steigern konnten oder Kühlverfahren für Schmelzöfen, die sicherer und effizienter sind als herkömmliche Systeme. Eine weitere Firma, die Filzwieser gründete, entwickelt neuartige Recyclingverfahren für die umweltfreundliche Gewinnung von Metallen aus Elektroschrott.

Ihr Erfolg als Unternehmerin brachte ihr auch im ACR, dem Dachverband forschender kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), dem sie viele Jahre als Beirat zur Seite stand, Anerkennung: Im Juni dieses Jahres wurde sie zur Präsidentin des ACR gewählt. In dieser Funktion hat Filzwieser klare Ziele: „Ich möchte, dass die KMU-Landschaft in Österreich bekannter wird. Denn, was diese Unternehmen an Innovationen und Ideen auf den Markt bringen, ist sensationell, doch sie haben kein Sprachrohr, das zu kommunizieren.“

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