Hiden

Hiden - dieser Name löst bei mir Schweißausbrüche aus. Hiden. Hiden beschreibt alles, was im österreichischen Fußball schief läuft. Martin Hiden, 34 Jahre alt, bei Rapid bereits kaum mehr einen Stammplatz, er nennt sich selbst „Innenverteidiger", hat gegen die Schweiz in der ersten Halbzeit keinen einzigen Zweikampf gewonnen.

Er ist kein „Innenverteidiger", sondern ein in Österreich verhunzter Holzhacker, der nie richtig als Fußballer ausgebildet wurde, aber als einer verkauft wird. Hiden, der Scheunentoröffner. Seine Fähigkeit besteht darin, wirr durch die Gegend zu laufen, auf die Kommandos vom armen 20-jährigen Prödl zu hören, wo er denn nun hinlaufen solle, und bei Gegebenheit den Ball hoch und weit wegzuschlagen. Aufgestellt wird er trotzdem. Weil er bei Rapid spielt. Das ist Hiden.

Schauen wir auf die Schweiz. Da spielen zwei blutjunge, aber diesmal natürlich müde Arsenal-London-Innenverteidiger, die bestens ausgebildet worden sind. Senderos, der für mich in Normalform zu den besten Verteidigern der Welt gehört, bekommt bei Arsene Wenger in der Stammformation den letzten Schliff zur absoluten Weltklasse. Djourou, dieser feinfühlige Innenverteidiger, wird derzeit an Birmingham verliehen, um seine Klasse für den Raumpass in Spielpraxis zeigen zu können. Senderos war totmüde. Er konnte sich kaum konzentrieren. Was machte Köbi Kuhn? Er wechselte ihn aus. Hiden war inferior, völlig überfordert, ein Amateur. Was machte Hickersberger? Er ließ ihn spielen. (. . .)

Realitätssinn bewiesen nur die Deutschen, indem Netzer gnadenlos den österreichischen Fußball in der ARD skizzierte. Aus einer kranken Liga könne keine Nationalmannschaft entstehen, so Netzer. Breitner zeigte sich in „Waldis EM-Klub" schockiert über den österreichischen Fußball und zeigte großes Mitleid. Ottfried Fischer brachte die Misere mit einem Witz auf den Punkt: „Was sagte der Materazzi, als ihn dann der Zidane mit einem Kopfstoß zu Boden stieß? Du spielst wie ein Österreicher!" (. . .)

Relator
Österreich

http://liberalinaustria.wordpress.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2007)

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