Bush sucht Verbündete im "vergessenen Hinterhof"

Seit 9/11 galt das Interesse der USA vor allem dem "War on Terror". Angesichts der Dominanz der Linken in Lateinamerika kämpft die US-Regierung nun aber wieder um mehr Einfluss in der Region.

Südamerika hat in der Außenpolitik der Bush-Regierung in den letzten Jahren keine große Rolle gespielt. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 galt das Interesse der Amerikaner vorrangig dem "War on Terror" im Nahen Osten.

Diese Zeit nutze die Linke in Lateinamerika, um sich rund um Hugo Chavez neu aufzustellen. Der wortgewaltige Populist, der Venezuela seit 1999 regiert, gilt als einer der schärfsten Kritiker der US-Außenpolitik. Unter dem Schlagwort "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" treibt er Projekte wie die Verstaatlichung der Industrie in Venezuela, oder den Bau einer Gas-Pipeline in Südamerika voran. Chavez strebt damit nach mehr Unabhängigkeit vom ungeliebten Nachbarn im Norden.

Bei Wahlen in den vergangenen Jahren hat sich die Vormachtstellung der Linken in Lateinamerika weiter gefestigt. In Bolivien, Ecuador und Nicaragua konnten von Chavez unterstützte Kandidaten die Macht erringen.

Bush kämpft um neue Rolle in Südamerika

Amerikas Demokraten kritisieren, dass die USA unter Bushs Präsidentschaft ihren Einfluss im benachbarten Kontinent verloren haben. Am 8. März startet der US-Präsident mit einer Reise durch Südamerika, den Versuch neue Allianzen gegen Chavez zu bilden.

Es ist kein Zufall, dass die einwöchige Reise im moderat linksgerichteten Brasilien beginnt. "Jetzt versucht Bush, Brasilien gegen Venezuela in Stellung zu bringen", sagt der Direktor des Hamburger Giga Instituts für Lateinamerika-Studien, Detlef Nolte. Doch ein Einlenken auf einen offenen Anti-Chavez Kurs wird von Experten nicht erwartet. "Das wird nicht gelingen", meint Nolte, denn innenpolitisch wäre so ein Wechsel in der Politik für Brasiliens Präsident Lula da Silva nicht tragbar.

Den brasilianischen Präsidenten verbinden jedoch wirtschaftliche Interessen mit George W. Bush. Amerika ist ein wichtiger Markt für Biobrennstoffe, für die Brasilien der weltweit größte Produzent ist. Lula da Silva strebt die Streichung der hohen US-Importzölle an. Bush hingegen sieht die Schaffung gemeinsamer Standards bei der Ethanol-Produktion im Vordergrund. Sein Ziel ist es, einen Weltmarkt für Biobrennstoffe zu schaffen.

Weitere Stopps auf der Reise des amerikanischen Präsidenten gelten Kolumbien und Mexiko. Beide Länder zählen zu den Verbündeten der USA. Mexiko hat unter dem konservativen Präsidenten Felipe Calderon einen klar neoliberalen Kurs eingeschlagen, der mit der Politik von Chavez nicht vereinbar ist. In Kolumbien finanzieren die USA seit Jahren den Kampf der Regierung gegen Drogenkartelle und die linksgerichtete Guerillabewegung FARC.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez verurteilte die Reise von George W. Bush als eine "Art von Sabotage", mit dem Ziel Lateinamerika in zwei Lager zu spalten. Trotz diplomatischer Spannungen zwischen den beiden Ländern ist Venezuela immer noch einer der größten Öllieferanten der USA.

(Red)

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