Irak: USA arbeiten an Rückzugsstrategie

Für den Fall eines Scheiterns der neuen Sicherheits-Offensive wird im Pentagon über einen Rückzugsplan beraten. Iraks Staatspräsident warnt vor einem schnellen Abzug der US-Truppen.

Das US-Verteidigungsministerium arbeitet an einer Rückzugsstrategie aus dem Irak für den Fall eines Scheiterns der neuen Sicherheitsoffensive arbeitet. Es wäre "verantwortungslos", wenn die USA nicht über einen Rückzugsplan beraten würden, sollte die geplante Truppenaufstockung die Gewalt in dem Land nicht eindämmen können, zitierte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, am Montag US-Verteidigungsminister Robert Gates. Gates habe erst vergangene Woche betont, es sei fahrlässig, nicht über verschiedene Ausgangsmöglichkeiten des Einsatzes im Irak nachzudenken.

»Dieser Teil der Welt ist allergisch gegen ausländische Präsenz.«

Pentagon-Vertreter

Damit bestätigte das Pentagon einen Bericht der "Los Angeles Times": Die Rückzugspläne sollten wirksam werden, wenn die von US-Präsident George W. Bush im Jänner verkündete Sicherheitsstrategie und die von ihm durchgesetzte Truppenaufstockung nicht erfolgreich seien oder die Strategie im Kongress behindert würden. Neben einem generellen Abzugsplan werde auch eine stärkere Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte erwogen, berichtete die "Los Angeles Times" am Montag.

Die Planungen befänden sich noch in einem frühen Stadium, hieß es unter Berufung auf Militärvertreter und Berater des Verteidigungsministeriums. "Dieser Teil der Welt ist allergisch gegen ausländische Präsenz", wurde ein Pentagon-Vertreter zitiert. "Es gibt nur ein kleines Zeitfenster, und die Möglichkeit eines Einflusses mit einer großen US-Streitmacht kann zu einem Punkt führen, der selbstzerstörerisch ist."

Der irakische Staatspräsident Jalal Talabani hat vor einem schnellen Abzug der US-Truppen gewarnt. Die Regierung befürchte "offen gestanden", dass kurdische und schiitische Milizen die Kontrolle übernehmen würden, wenn die US-Soldaten das Land demnächst verlassen sollten, sagte Talabani "Al-Rai", einer jordanischen Zeitung: "Hunderttausende ausgebildeter Kurden und Schiiten stehen bereit und wären in der Lage, den gesamten Irak zu übernehmen." Daher wäre ein US-Abzug nicht "im Interesse des Landes", solange nicht eine "wirkliche irakische Streitkraft unter Beteiligung aller Teile des irakischen Volkes" bereit stehe, so Talabani.

Die Rückzugsstrategie würde den Empfehlungen der Kommission um Ex-US-Außenminister James Baker entsprechen, die sich für einen teilweisen Rückzug aus dem Irak ausgesprochen hatte. Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus wollen erreichen, dass die US-Truppen bis spätestens August 2008 aus dem Irak abziehen. (Ag.)

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