Irak: Vier Jahre nach Saddams Sturz: Kein Feiertag mehr

Iraker, der half, die Saddam-Statue in Bagdad zu stürzen, bereut seine Tat.

Bagdad (ag., sei). Als Kadhim al-Jubouri am 9. April 2003 seinen Vorschlaghammer schwang und gegen den Sockel der Saddam-Statue am Firdous-Platz in Bagdad krachen ließ, war das für ihn ein Moment unbeschreiblicher Freude. Heute bereut er, dass er damals mitgeholfen hatte, den Saddam aus Bronze vom Sockel zu holen: Der britischen Tageszeitung „Guardian“ sagte der frühere Gewichtheber al-Jubouri: „Die Amerikaner sind schlimmer als die Saddam-Diktatur. Jeder Tag hier ist schlimmer als der vorangegangene.“

Dabei war al-Jabouri kein Anhänger des Baath-Regimes – im Gegenteil: Saddams Sohn Uday ließ ihn ins Abu-Ghraib-Gefängnis stecken, weil der Mechaniker al-Jabouri sich beklagt hatte, dass Uday die Rechnung für die Reparatur eines Motorrades nicht bezahlt hatte. Heute würde er es vorziehen, wieder unter der Herrschaft Saddams zu leben: „Saddam war wie Stalin. Aber die Situation unter der Besatzungsherrschaft ist noch schlimmer.“

Schiitenprotest gegen Besatzung

Im Irak haben am Montag in der Schiitenhochburg Najaf tausende Demonstranten den Abzug ausländischer Besatzungstruppen gefordert. Die Demonstranten schwenkten irakische Flaggen und riefen „Ja zum Irak“ und „Die Besatzer sollen den Irak verlassen“. Zu den Demonstrationen hatte der radikale schiitische Geistliche Moqtada al-Sadr aufgerufen.

Sadr, der in der ärmeren schiitischen Stadtbevölkerung große Sympathien genießt, macht die US-Invasion für die unerbittliche Gewalt im Irak verantwortlich. Kämpfer seiner Mehdi-Miliz haben sich wiederholt Gefechte mit den irakischen Sicherheitskräften und den US-Truppen geliefert, zuletzt am Wochenende in der Stadt Diwaniya. Das US-Verteidigungsministerium hat Sadrs Miliz als die größte Bedrohung für den Frieden im Irak bezeichnet.

Zunächst stand nicht fest, ob Sadr zu den Demos nach Najaf kommen würde. Der Schiitenführer wurde seit Monaten nicht in der Öffentlichkeit gesehen.

Mehr Angriffe auf Amerikaner

In einer Sonntag in Najaf verbreiteten Erklärung rief er Iraks Militär auf, die Kooperation mit den USA einzustellen. Zugleich wies er seine Kämpfer an, nicht länger gegen Iraker, sondern gegen US-Soldaten vorzugehen. Die Erklärung trug das offizielle Siegel des Geistlichen, ihre Authentizität konnte jedoch nicht überprüft werden.

Die Regierung in Bagdad gab am Sonntag bekannt, der 9. April, der Jahrestag des Sturzes von Saddam Hussein, sei ab sofort wieder ein normaler Arbeitstag und kein Feiertag mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2007)

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