Eurofighter: Lizenzen da, aber Österreich setzt auf Zeit

Die Abfangjäger könnten kommen, doch die Piloten müssen in Manching üben.

WIEN. Die Güteprüfung für den ersten österreichischen Eurofighter geht nächste Woche weiter. Da das Verteidigungsministerium einen Extra-Test der Triebwerke verlangt hat, wurde die eigentliche Prüfung unterbrochen. Der Test verlief übrigens positiv. Und auch die Lizenzen aus den USA sind seit dieser Woche da. „Nicht alle“, behauptet Verteidigungsminister Norbert Darabos. Deshalb könne noch immer kein Jet in Österreich landen.

An dieser Version gibt es allerdings massive Zweifel. Darabos wolle nur die Landung des ersten Eurofighter hinauszögern, heißt es in Militärkreisen. Denn dass die Entschlüsselungssoftware für die Datenübertragung fehlt, liegt ausschließlich an Österreich. Es muss für zwei hier stationierte amerikanische Sicherheitsoffiziere als Nicht-Nato-Land zahlen – geschätzte rund 100.000 Euro jährlich, möglicherweise auch mehr. Offenbar fürchtete der damalige Verteidigungsminister Günther Platter vor der Wahl, Kritik dafür einstecken zu müssen. Die Vereinbarung wurde von ihm erst im November unterschrieben, die Software erst am 11. Jänner, am Tag der Amtsübergabe, offiziell bestellt.

„Auf der Straße statt in der Luft“

Diese Lizenzen sind aber ohnehin nur bei internationalen Kooperationen mit benachbarten Luftstreitkräften wichtig. Die reine Luftraumüberwachung in Österreich könnte auch ohne sie stattfinden. Trainingsflüge wären erst recht kein Problem. Diese müssen die vier (bis Jahresende sind es sechs) österreichischen Piloten nun im deutschen Manching absolvieren. Dort wird gerade ein Containerdorf für sie aufgebaut. Weil ein Teil der Ausbildung aber plangemäß am Simulator stattfindet, müssen sie dafür nach Zeltweg pendeln (weil sie jenen in Manching – da es sich um einen „Nato-Simulator“ handelt, nicht nutzen dürfen). „Die Piloten werden auf der Straße, statt in der Luft sein“, ätzt ein Experte. Die zusätzlich anfallenden Kosten dafür könnten bis Ende November 2,3 bis 2,6 Millionen Euro betragen.

SPÖ hofft auf Ausstiegsgrund

Ab Juli 2008 soll der Normalbetrieb stattfinden. Das erklärte Ziel des SPÖ-Verteidigungsministers bleibt aber weiterhin, mit Hilfe des Untersuchungsausschusses einen Ausstiegsgrund aus dem Vertrag zu finden. Das beinhaltet das Risiko von teuren Folgeprozessen. Erwartet wird daher allgemein eine Beibehaltung des Vertrags bei Reduktion der Kosten oder der Stückzahl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2007)


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