"Moschee baba"-Spiel: Staatsanwalt ermittelt

Moschee babaSpiel Staatsanwalt ermittelt
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Die Grünen und die Islamische Glaubensgemeinschaft haben die steirische FPÖ wegen des Anti-Minarett-Spiels angezeigt. Sogar FPÖ-intern regt sich Kritik gegen das Spiel.

Die Staatsanwaltschaft Graz hat ein Ermittlungsverfahren wegen des "Anti-Minarett-Spiels" der steirischen FPÖ eingeleitet. Die Landes-Grünen hatten eine Anzeige wegen Verdachts auf Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren eingebracht.

Wie Hans-Jörg- Bacher, Sprecher der Anklagebehörde, am Mittwoch sagte, wird der er für Medieninhaltsdelikte zuständige Staatsanwalt nun Sachverhaltserhebungen in Auftrag geben. Ob das Spiel per einstweiliger Verfügung vom Netz genommen werden muss, könne noch nicht gesagt werden: "In einem ersten Schritt muss geprüft werden, ob der Tatbestand erfüllt ist, in einem zweiten, welche Maßnahmen zu ergreifen sind." Die angezeigten Delikte sind mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bzw. sechs Monaten bedroht.

Bei dem Spiel mit dem Titel "Moschee-Baba" geht es darum, Moscheen und Minarette sowie Muezzine mit einem Stopp-Schild "abzuschießen" und dafür Punkte zu sammeln. Es wurde von der FPÖ gemeinsam mit dem Schweizer Werbefachmann Alexander Segert entwickelt.

Schakfeh: "Geschmacklos und religionsfeindlich"

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) reagierte empört auf das Spiel. IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh bezeichnete das Spiel am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal" als "geschmacklos und religionsfeindlich". Die FPÖ wolle Missgunst säen. Das Spiel sei nicht nachvollziehbar in einem Land, "in dem die Menschen bis jetzt in Frieden und Harmonie gelebt haben", so Schakfeh.

Man werde die FPÖ ebenfalls ankündigen, kündigte die IGGiÖ an. "Es ist menschenverachtend, wie auf Muezzins und Minarette geschossen wird. Eine Weltreligion wird so herabgewürdigt", hieß es in einer Aussendung.

Heftige Kritik an dem Spiel übten auch SPÖ, ÖVP, BZÖ und KPÖ. Die steirischen Freiheitlichen verteidigten es hingegen als "harmlos". Auch die Bundes-FPÖ wies die Kritik an dem Spiel zurück. Von Schießen könne keine Rede sein, erklärte Generalsekretär Herbert Kickl am Mittwoch. Es handle sich bei dem Spielvorgang vielmehr "um das Drücken einer Stopp-Taste, um eine politische Fehlentwicklung abzustellen".

FPÖ-interne Kritik an "Moschee baba"

Allerdings regt sich bereits auch parteiinterne Kritik gegen das Spiel. Der niederösterreichische FP-Abgeordnete Christian Höbart sieht wegen negativer Reaktionen bereits die laufenden Landtagswahlkämpfe gefährdet. "Dieses Spielchen überspannt meiner Meinung nach schlicht den Bogen", heißt es in einer der Austria Presse Agentut zugeleiteten internen Mitteilung Höbarts an den "lieben Gerhard".

Der Abgeordnete fordert darin eine "vernünftige Entscheidung" des steirischen Landesparteichefs in dieser Frage. Die Rückmeldungen zu dem Spiel seien "katastrophal", so Höbart. "Mit einem 'Abschiessen' anderer Religionen will kein Mensch etwas zu tun haben".

Zugriffstechnisch war die Provokation jedenfalls erfolgreich: Waren am Tag nach der Einrichtung des Spiels erst rund 1000 Klicks auf die Seite angezeigt gewesen, schnellte die Zahl der Besucher nach der Thematisierung in den Medien von Dienstag auf Mittwochvormittag auf 37.000.

(APA/Red.)

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