Vier "gelbe Karten" für den Mann in Gelb: Rasmussen droht Tour-Aus

(c) AP (Alessandro Trovati)
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Tour-Leader Rasmussen hat innerhalb von 18 Monaten mehrere Verwarnungen erhalten. Genug, um vom Radsport-Weltverband UCI gesperrt zu werden.

Der dänische Tour de France-Führende Michael Rasmussen wurde vom dänischen Nationalteam ausgeschlossen - bereits vor vier Wochen, bekannt wurde das aber erst in der Nacht auf Freitag. Der nationale Verband (DCU) begründete den Ausschluss damit, dass Rasmussen Trainingsorte nicht angegeben und so allfällige Dopingkontrollen vereitelt habe.

Tour de France-Direktor Christian Prudhomme warf in Folge dem dänischen Verband vor, zu spät auf Rasmussens Versäumnisse reagiert zu haben. Er kritisierte den Zeitpunkt der Bekanntgabe während der laufenden Tour de France.

"Wir hätten lügen können"

"Wir hatten nicht vor, während der Tour de France an die Öffentlichkeit zu gehen", verteidigte DCU-Präsident Jesper Worre die Vorgehensweise am Freitag. "Als Rasmussen der dänischen Presse erklärte, er hätte lediglich eine Verwarnung, wussten wir, dass das nicht stimmt. Wir hätten die Telefonleitungen kappen und uns verstecken oder lügen können", so der Däne. So sei die Bekanntgabe nun aber während der Tour erfolgt, bedauerte Worre.

Vier "gelbe Karten" für Rasmussen

Bisher war bekannt, dass Rasmussen zwei Verwarnungen wegen des Verstoßes gegen die Doping-Regularien des Weltverbandes UCI kassiert hatte. Die Verwarnungen der UCI gegen den Rabobank-Fahrer datieren auf den 24. März 2006 und 29. Juni 2007 (weil er am 8. Mai und 28. Juni nicht dort war, wo ihn die Doping-Kontrolleure vermuteten).

Nun gab Rasmussen bei einer Pressekonferenz am Freitag nach der 12. Etappe aber zu, eine dritte "gelbe Karte" erhalten zu haben - vom dänischen Verband DCU. Rasmussen hatte angegeben, in Italien zu trainieren, tatsächlich weilte er aber in Mexiko, dem Heimatland seiner Frau. Diese Verwarnung liegt offenbar noch unbearbeitet bei der UCI.

Laut Worre existiert sogar eine vierte Verwarnung der dänischen Anti-Doping-Aufsicht, die ebenfalls noch bei der UCI liegt. "Mit den UCI-Sachen und unseren liegen jetzt für die vergangenen 18 Monate vier Verwarnungen vor", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Wir haben diese Vorfälle bereits vor dem Tourstart der UCI gemeldet, aber seitdem keine Antwort erhalten", sagte Worre.

Reglement sieht zwei Jahre Sperre vor

Die Vorgehensweise des Radsportverbandes UCI in einem solchen Fall ist übleicherweise klar geregelt: Drei Verwarnungen wegen falscher oder mangelnder Informationen über den Aufenthaltsort binnen 18 Monaten bedeuten zwei Jahre Sperre wegen Dopingvergehens.

Der dänische Radsportverband will die Verwarnung übrigens zügig an die UCI weitergegeben haben. Anerkennt die UCI die Verwarnung als eigene, dann würde das wohl das Tour-Aus für den dänischen Bergfloh mit dem Spitznamen "Chicken" bedeuten.

Warum reagierte die UCI nicht? 

Viele Fragen bleiben offen. Vor allem: Warum hat die UCI nicht reagiert, wenn ihr die Verwarnungen des dänischen Radsportverbandes bereits vor Beginn der Tour de France vorlagen? Und warum wurde Rasmussen dann nicht vor Beginn der Tour de France gesperrt?

Rasmussen: "Ich bin nur einer von vielen"

Rasmussen selbst sieht die Sache locker: "Es ist keine große Sache. Viele Fahrer erhalten Verwarnungen. Ich bin nur einer von vielen." (phu)


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