Papst Benedikt, powered by Mobilkom

In drei Monaten kommt Papst Benedikt XVI. nach Österreich. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Profanes inklusive: Die Bischofskonferenz verhandelt einen exklusiven Sponsoring-Vertrag mit „A1“.

Pater Karl Schauer ist am Telefon nicht gerade überbordend freundlich. „Keine Ahnung“, sagt er barsch. Und: „Ich hab keine Zeit.“ Damit ist das Telefonat auch schon beendet. Er hat halt auch wirklich viel um die Ohren: Pater Karl ist Superior von Mariazell – und dort laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Der Wallfahrtsort feiert sein 850-Jahr-Jubiläum – und zu den Feierlichkeiten am 8. September hat sich niemand geringerer als Papst Benedikt XVI. angekündigt.

Schon klar, dass sich Pater Karl angesichts des hohen Besuchs nicht mit profanen Dingen – wie den damit verbundenen Kosten – herumschlagen kann. Oder will er bloß nicht? Tatsache ist, dass alle Beteiligten des Großereignisses offenbar so etwas wie ein Schweigegelübde abgelegt haben. Der Sprecher der Österreichischen Bischofskonferenz, Erich Leitenberger, verweist auf den Medienbeauftragten für den Papstbesuch, Paul Wuthe. Doch auch der sagt – höflich, immerhin: garnichts. Nur soviel: „Der Besuch wird in etwa so viel kosten, wie andere vergleichbare Großveranstaltungen der katholischen Kirche.“ Aha.

Sogar der stets umtriebige Raiffeisen-Boss Christian Konrad, nebenbei Vorsitzender des Kuratoriums „Mariazell braucht Ihre Hilfe“, kann in diesem Fall nicht helfen: „Ich glaub, ich will gar nicht wissen, was das kostet“, lacht er. Dafür weiß er, dass die Umbauarbeiten vor der Basilika voll im Plan sind. „Im August sind wir picobello.“

Bis dahin wird wohl auch offiziell sein, was das Großereignis kosten wird. Und wer welchen Anteil berappt: Die Kirche übernimmt üblicherweise das Gros der erforderlichen Mittel. Ein nicht unwesentlicher Beitrag kommt vom Bund – immerhin hat auch Bundespräsident Heinz Fischer das Oberhaupt der Katholischen Kirche nach Österreich eingeladen.

Bleiben noch die Sponsoren aus der Wirtschaft. Sponsoren? „Wir bevorzugen den Begriff ,Partnerschaften‘“, sagt Medienbeauftragter Wuthe. Es soll ja bloß nicht der Eindruck entstehen, die Kirche hätte etwas mit toughem Business am Hut. Sei's drum: Großbanken wie Bank Austria und Raiffeisen haben sich bislang stets als verlässliche „Partner“ erwiesen. Auch die Uniqa-Versicherung hat sich in kirchlichen Belangen des öfteren – vor allem rund um Mariazell – spendabel gezeigt.

Doch dieses Mal könnte ein ganz neuer Sponsor zu der illustren Runde dazu stoßen: Medienbeauftragter Wuthe ist namens der Bischofskonferenz gerade dabei, in aller Diskretion eine höchst interessante Kooperation auszuverhandeln. Sollte sie erfolgreich abgeschlossen werden – und im Laufe des nächsten Monats dürfte es so weit sein – dann hätte die Katholische Kirche in Österreich echte Pionierarbeit vollbracht: Es wäre das erste Mal, dass die Kirche im Rahmen eines Papstbesuches eine große Kooperation mit einem Handynetz-Betreiber eingeht und moderne Technologie für Vermarktungszwecke nutzt.

Die Mobilkom („A1“) ist drauf und dran, einen umfassenden, exklusiven Sponsoring-Vertrag mit der Österreichischen Bischofskonferenz abzuschließen. Die Initiative ist angeblich von Mobilkom-Marketingvorstand Hannes Ametsreiter ausgegangen. Das Vermarktungskonzept, das er der Bischofskonferenz unlängst präsentierte, ist dort jedenfalls auf großes Interesse gestoßen.

Es sieht zunächst einmal eine groß angelegte Plakataktion vor, in der der Papstbesuch bundesweit angekündigt wird – „powered by A1“, sozusagen. Die Sujets gibt es schon, nur beim Werbeslogan scheiden sich noch die Geister. Ein Insider: „Der erste Vorschlag war für einige Kirchen-Vertreter ein bisserl zu heftig, weil er angeblich hart am Blasphemischen war.“

Doch das Problem wird wohl auch noch aus der Welt zu schaffen sein. Fix ist jedenfalls, dass die A1/Papst-Plakate an Straßen und in Schaukästen affichiert werden sollen. Rund um die Basilika Mariazell wohl eher nicht. Es sei denn, man möchte den Zorn von Raiffeisen-Boss Konrad auf sich ziehen: „Die Kirche werden die mir sicher nicht zupicken“, lässt der jedenfalls ausrichten.

Diese konventionellen Werbemethoden sind aber nur ein Teil des A1-Konzeptes. Als geradezu bahnbrechend gilt das Faktum, dass sich die Kirche via Mobilkom auch der modernen Technologie bedienen wird: 40 Tage vor dem Papstbesuch (man achte auf die biblische Bedeutung der Zeitspanne) wird es einen SMS-Dienst geben, bei dem täglich ein Papst-Zitat übermittelt wird. Und wem das nicht reicht, kann sich im Zuge des Besuches Videos von der Veranstaltung herunterladen.

Eine nachgerade historisch bedeutsame Annäherung. Nämlich zwischen Kirche und Mobilfunk. Weil zwischen den beiden gibt es ja immer wieder Wickel.

Das liegt daran, dass einige Pfarren schon vor langer Zeit eine gar weltliche Entdeckung gemacht haben: Mit dem Mobilfunk ist durchaus ein brauchbares Geschäft zu machen. An die 600 Euro können pro Monat verdient werden – durch die Vermietung von Kirchtürmen zwecks Installierung von Handymasten.

Eine echte Win-win-Situation: Die Pfarren können ihre klammen Finanzen ein wenig aufbessern. Und die Handyfirmen haben keinen Ärger durch Anrainer, die sich über die Verschandelung ihres Ortes sorgen – die Handymasten sind nämlich in den Kirchtürmen „versteckt“. Schätzungsweise 400 österreichische Kirchen haben solcherart die Segnungen der modernen Technologie erfahren.

Doch die Diözesen sind gespalten: In Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg hat man sich strikt dagegen ausgesprochen – vor allem wegen möglicher „gesundheitlicher Beeinträchtigung“ durch die Masten. Vor wenigen Tagen hat sich Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser dem angeschlossen: „Auf kirchlichen Liegenschaften wird der Betrieb von Mobilfunk-Sendeanlagen nicht genehmigt.“

„Türme sind Sakralgegenstände, und damit sollte man kein Geld verdienen“, tönte es unlängst aus der Diözese Linz. Wiewohl dort die Einstellung zum Handy per se durchaus eine weltoffene ist: Vergangenes Jahr gab es in Linz ein eher unkonventionelles Angebot – Kirchenglocken als Handy-Klingeltöne zum downloaden. Allerdings war das Angebot gratis.

DER PAPSTBESUCH

Papst Benedikt XVI. wird den Wallfahrtsort Mariazell am 8. September besuchen – als Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 850-Jahr-Jubiläum. Ein Ansturm von 40.000 bis 50.000 Gläubigen wird an dem Tag erwartet.

Die Vorbereitungen in Mariazell laufen unter Hochdruck – aber auch der finanzielle Druck ist nicht zu vernachlässigen. Wieviel der Papstbesuch kosten wird, ist angeblich noch nicht eruiert – man kann aber getrost von einem Millionenbetrag ausgehen.

Die Bischofskonferenz verhandelt derweil diskret einen Sponsorenvertrag mit dem Handynetzbetreiber Mobilkom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2007)


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