G8-Gipfel: Einigung bei Klima-Schutz

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Die Staats- und Regierungschefs vereinbarten eine deutliche Kürzung der Treibhausgas-Emissionen, die Halbierung des Treibhausgas-Ausstoß bis 2050 wird nun ernsthaft in Betracht gezogen. Merkel spricht von einem "großen Erfolg".

Die G-8-Staaten haben sich bei ihrem Gipfel in Heiligendamm auf gemeinsame Ziele in Sachen Klimaschutz geeinigt. Die deutsche Kanzlerin und EU-Ratsvorsitzende Angela Merkel verkündete einen "großen Erfolg": Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Klimaschutzprotokoll von Kyoto sollten bereits Ende des Jahres auf der UN-Konferenz in Bali aufgenommen werden, sagte Merkel am Donnerstag in Heiligendamm.

Das neue Abkommen solle bis zum Jahr 2009 verhandelt sein. Eine Halbierung des Ausstoßes von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 werde von allen ernsthaft in Betracht gezogen. Die G-8-Umweltminister hätten dafür das Mandat erhalten.

Zuvor hatte bereits Japans Regierungschef Shinzo Abe für eine Halbierung der gegenwärtigen Treibhausgase bis 2050 geworben. Eigentlich wünsche Japan eine Aufnahme dieses Ziels in das Schlussdokument, halte es aber für wichtiger, eine gemeinsame Linie zu finden, hieß es. Im Hinblick auf US-Präsident George W. Bush, der sich gegen feste Zielvorgaben wehrt, und die Schwellenländer China und Indien sagte der Beamte: "Es ist sehr wichtig, diese großen Treibhausgasproduzenten an Bord zu haben, um den Klimawandel anzugehen."

Greenpeace enttäuscht

Die Umweltorganisation Greenpeace hat sich enttäuscht über den Kompromiss des G-8-Gipfels zum Klimaschutz gezeigt. "Das ist absolut zu wenig", sagte Greenpeace-Klimaschutz-Experte Jörg Feddern am Donnerstag zu der Absicht der G-8-Länder, sich für die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 50 Prozent bis 2050 einzusetzen. "Was wir brauchen, sind verbindliche Vorgaben. Alles andere ist kein Erfolg, sondern ein Aufschieben der Probleme in die Zukunft."

Demonstrationen verlaufen friedlich

Nach heftigen Auseinandersetzungen am Mittwoch zwischen Gegnern des G-8-Gipfels und der deutschen Polizei ist es in der Nacht zum Donnerstag rund um Heiligendamm ruhig geblieben. Etwa 1.000 Demonstranten harrten die ganze Nacht friedlich an zwei Orten in der Nähe des zwölf Kilometer langen Sicherheitszauns aus, teilte die Polizei mit.

Unmittelbar vor dem Beginn des G8-Gipfeltreffens im norddeutschen Ostseebad Heiligendamm sind am Mittwoch Tausende Demonstranten in die sechs Kilometer breite Verbotszone rund um das Tagungshotel der Staats- und Regierungschefs vorgedrungen. Etwa 3000 gelangten nach Angaben der Polizei auch in die Nähe des Sicherheitszauns, der auf einer Länge von zwölf Kilometern den Tagungsort abriegelt.

Greenpeace-Boote in der Sicherheitszone

Drei Schlauchboote der Umweltschutz-Organisation Greenpeace sind am Donnerstagvormittag in die Sperrzone um den G8-Gipfel in Heiligendamm eingedrungen. Sie wollten den Staats- und Regierungschefs eine Petition mit einem Aufruf zum Klimaschutz überreichen, sagte ein Greenpeace-Sprecher.Ein transparent mit der Aufschrift "G-8 act now" konnten die Aktivisten noch entrollen, ehe sie von Schnellbooten der deutschen Marine abgedrängt wurden. Ein Polizeiboot rammte bei der Aktion ein Schlauchboot der Aktivisten. Vier Menschen gingen dabei über Bord.

Demonstrationsverbot bestätigt

Das deutsche Bundesverfassungsgericht bestätigte unterdessen das Verbot eines ortsnahen Sternmarsches gegen den G8-Gipfel am Donnerstag. Der Sternmarsch dürfe angesichts der Sicherheitsrisiken nicht stattfinden, heißt es in einem am Mittwoch in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss. Globalisierungsgegner hatten Beschwerde gegen die Beschränkungen für den Sternmarsches eingelegt. Die Polizei hatte ihnen untersagt, nicht nur innerhalb des Zauns rund um das Ostseebad, sondern auch in einer breiten Sicherheitszone vor dem Zaun zu demonstrieren.

Ankunft im Stundentakt

Die Staats- und Regierungschefs von Japan, Italien, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Russland sind seit der Mittagszeit im Stunden-Rhythmus am Flughafen Rostock-Laage eingetroffen. US-Präsident Bush kam bereits am Dienstagabend an. In der Nähe des Flughafens versammelten sich rund 1.000 Demonstranten, die "Bush go home" skandierten. Den US-Präsidenten erreichten die Sprechchöre nicht.

Umstrittene Fragen

Auf der Tagesordnung stehen bis Freitag unter anderem die umstrittene Frage verbindlicher Ziele im Klimaschutz und der Streit um den geplanten Raketenschutzschild der USA in Europa. Außerdem sollen die festgefahrene Welthandelsrunde, der Schutz von Erfindungen und die sozialen Folgen der Globalisierung zu Sprache kommen.

(Ag./Red.)

Die Macht der acht

43 % des Reichtums
Das gemeinsame Bruttonationalprodukt der G8-Staaten beträgt 28 Bill. Dollar. Global werden 65 Bill. erwirtschaftet.

62% Waffen
Die G8-Staaten gaben im Vorjahr 811 Mrd. Dollar fürs Militär aus. Das sind 62 Prozent der weltweiten Ausgaben.s

48% des Öls
Pro Tag verbrauchen die G8-Länder 39,6 Millionen Barrel. Der tägliche Weltverbrauch liegt bei 82,6 Millionen Fass.

20% Fläche
Die G8-Staaten nehmen mit 38,8 Millionen Quadratkilometern ein Fünftel der globalen Landfläche ein.

42% C02
Weltweit wurden 2005 26,75 Mrd. Tonnen CO2 ausgestoßen. Alleine die G8 bliesen 12,26 Mrd. in die Luft.

Nur 13 % der Menschen
6600 Millionen Menschen leben auf der Erde. Mit 867 Millionen repräsentieren die G8 13 Prozent der Weltbevölkerung.

48 % der Internet-Benutzer
Weltweit dürfte etwa eine Milliarde Menschen das Internet benutzen. 484 Millionen Internet-Nutzer entfallen auf die G8.


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