Blacksburg: Kommission soll US-Massaker untersuchen

Experten sollen die Vorgänge am College von Virginia, wo 32 Menschen bei einem Amoklauf tötete wurden, genau analysieren. Die Familie des Todesschützen steht unter Polizeischutz.

Eine unabhängige Kommission soll die Hintergründe des Massakers von Blacksburg aufklären und daraus Lehren für die Zukunft ziehen. Dies kündigte der Gouverneur des US-Bundesstaats Virginia, Timothy Kaine, am Donnerstag (Ortszeit) an. Zuvor hatte die Polizei die weltweite Ausstrahlung des Videos des Amokschützen kritisiert: Die Bilder seien verstörend und vor allem für die Angehörigen der Opfer eine Belastung, sagte Steve Flaherty, Sprecher der Polizei von Virginia.

Cho Seung Hui, der Amokläufer von Blacksburg, hat zwischen seinen beiden tödlichen Überfällen dem TV-Sender NBC per Post Videos, Fotos von sich und eine weitschweifige Erklärung geschickt. Wie die TV-Station NBC am Mittwoch mitteilte, deutet ein Zeitstempel auf dem Paket darauf hin, dass es in den zwei Stunden zwischen den beiden Schießereien von Cho Seung Hui aufgegeben wurde. Cho hatte am Montag in der Technischen Hochschule von Virginia 32 Menschen und sich selbst getötet.

Das gesamte geschickte Material wurde der Bundespolizei FBI übergeben.

"Jetzt habt ihr Blut an euren Händen"

"Ihr hattet hundert Milliarden Chancen, das hier zu vermeiden", erklärte Cho in einem von NBC am Mittwochabend gezeigten Ausschnitt seines "Manifests". "Aber ihr habt entschieden, mein Blut zu vergießen. Ihr habt mich in die Ecke getrieben und mir nur eine Option gelassen. Jetzt habt ihr Blut an euren Händen, das sich nie mehr abwaschen lässt."

Columbine-Amokläufer als Märtyrer verehrt

Darüber hinaus gab er seinem Hass gegenüber Reichen Ausdruck, und er erwähnte auch "Märtyrer wie Eric (Harris) und Dylan (Klebold)" - die Amokläufer des Massakers an der Columbine Highschool vor fast genau acht Jahren, die 13 Menschen und sich selbst töteten.

Gegen Christentum und Genusssucht

NBC zufolge ist Chos Stellungnahme 1.800 Wörter lang und enthält 29 Fotos. Auf elf Bildern hält er Handfeuerwaffen in die Kamera. Etliche Passagen seien zusammenhanglos und vulgär. Cho wende sich gegen das Christentum und gegen Genusssucht.

Absender auf Paket: "Ismail Ax"

Das Paket sei per Eilkurier aufgegeben worden, habe aber offenbar wegen einer falschen Postleitzahl NBC erst am Mittwoch erreicht, teilte der Sender mit. Ein Postmitarbeiter habe NBC besonders auf das Paket aufmerksam gemacht, weil es aus Blacksburg kam und als Absender "Ismail Ax" angegeben war. Diese Worte sollen in roter Tinte nach dem Massaker, auf Chos Arm geschrieben, entdeckt worden sein.

Familie des Amokläufers unter Polizeischutz 

Die Familie des Amokläufers von Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia steht unter dem Schutz der US- Behörden. Die Bundespolizei FBI habe die südkoreanische Botschaft in Washington informiert, dass sich die Eltern und die ältere Schwester des Schützen Cho Seung-Hui in Sicherheit befänden, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums in Seoul am Freitag mit.

Es war nicht klar, ob für die aus Südkorea stammende Familie unmittelbar Gefahr bestanden hatte. Sie sei jedoch in "Schutzgewahrsam". Der 23-jährige Cho hatte am Montag auf dem Gelände der Technischen Universität 32 Menschen und sich selbst erschossen. Seine Familie war vor knapp 15 Jahren in die USA ausgewandert.

Amokläufer-"Sympathisant" verhaftet

In Colorado wurde ein Student festgenommen und beschuldigt, Sympathie und Verständnis für den Amokläufer von Blacksburg geäußert zu haben. Bei einer Diskussion in seiner Klasse der Universität von Colorado erklärte der 22-jährige Zeugenaussagen zufolge, er sei wütend auf alles von fluoreszierenden Glühbirnen bis zu nicht angemalten Wänden, und es mache ihn wütend genug, Menschen zu töten. Der Student wurde am Dienstag festgenommen. Sein Vater sagte einer Zeitung, die Worte seines Sohns seien falsch interpretiert worden und warf den Behörden vor, das Recht auf freie Meinungsäußerung missachtet zu haben.

16-jähriger Schüler begeht Selbstmord

In North Carolina erschoss sich ein 16-jähriger Schüler, nachdem er zuvor zwei Mitschüler mit seiner Handfeuerwaffe bedroht hatte, wie die Polizei in Huntersville mitteilte. Die Schulen in der Stadt seien nach dem Vorfall geschlossen worden. Der 16-jährige habe auf dem Parkplatz der North Mecklenburg Highschool Mitschüler bedroht. Er habe kurze Zeit später die Waffe gegen sich selbst gerichtet, als er auf einer Tankstelle von Beamten gestellt worden sei. (Ag.)

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