Need for Speed: Mobiles Internet im Paxistest

„Höllisch einfach“, „blitzschnell“ . . . hält das mobile Internet in der Praxis, was die Werbung verspricht?

Irgendwo in China steht eine Fabrik, in der weiße Plastikgehäuse eifrig mit Elektronik für Mobilfunkmodems bestückt werden. Dieser Tage sind ungewöhnlich viele Modems in ein kleines, fernes Land namens Austria verschickt worden. Dort boomt dank HSDPA-Beschleunigung der Internetzugang via Mobilfunk. Alle vier Netzbetreiber beziehen die dazugehörige Hardware von dieser Fabrik, die zum Huawei-Konzern gehört, einem Hersteller für Telekommunikationsausrüstung.

Und so kommt es, dass die in diesem Test eingesetzten USB-Modems von One, „3“ und T-Mobile einander buchstäblich gleichen wie ein Ei dem andern. Alle legen den mobilen Datenpaketen das Huawei E220 bei. Nur A1 ist etwas origineller und geht mit dem neuen E270 – natürlich von Huawei – ins Rennen. Dieses verspricht mit maximal 7,2 Mbps nicht nur schnelleren Download als das E220 (maximal 3,6 Mbps), sondern dank HSUPA auch schnellen Upload.

Alle Provider haben übrigens auch Datenkarten im Angebot, die mitunter ebenfalls 7,2 Mbps versprechen. Wir haben uns für die aktuellen USBModems entschieden, da diese flexibler und auch am Desktop-PC verwendbar sind. Der USB-Anschluss erscheint auch zukunftssicherer als Datenkarten – die Bindungsfrist beträgt immerhin 24 Monate, und wer weiß, was für Laptops man in zwei Jahren nutzt.

Apropos Laptop: getestet wurde auf einem HP Compaq n2400 (siehe Kasten) mit Windows XP. Laut Provider unterstützen alle Modems auch Windows 2000 und Vista, auch Updates für Mac sind bereits oder demnächst verfügbar.

Aller Anfang ist . . . leicht.

Zuerst steht die Installation an. Deren Einfachheit rechtfertigt – fast – die Superlative, mit denen die Provider ihre Angebote bewerben. Der Vorgang läuft bei allen Kandidaten praktisch ident ab. Die auf dem Modem installierte Software startet automatisch, ein paar Doppelklicks – inklusive Zustimmung zu Lizenzbedingungen, die keiner liest – und das mobile Internet ist einsatzbereit. Viel einfacher geht es wirklich nicht.

Ein wenig schneller ginge es schon. Das Modem wird bei der Installation problemlos erkannt – und zwar gleich unzählige Male: als Wechseldatenträger, als CD-Rom-Laufwerk, als drahtloses Device et cetera. Diesen Vorgang muss man aussitzen. Auch beim Aufbau der ersten Verbindung pro Session gibt’s noch einmal eine kleine Verschnaufpause, die beim E270 von A1 etwas kürzer ist als bei den E220 der Mitbewerber. Die vier Programme sind übrigens nicht kompatibel, trotz – oder vielleicht gerade wegen der Ähnlichkeit der Hardware.

So muss jeweils erst die eine Version deinstalliert werden, bevor dessen Fast-Zwilling sich zur Installation bereit erklärt. Die Benutzeroberflächen mit ihren vier Rubriken: „Verbindung aufbauen“, „Browser“, „SMS“ und „Kontakte“ (können von SIM-Karte oder .csv-Dateien importiert werden) unterscheidet sich aber nur durch das Logo des jeweiligen Providers. So teilen auch alle einen kleinen Makel: Sie zeigen zwar die Datenmenge der aktuellen Session, nicht aber den (relevanteren) Gesamtstand, und es zeigt die maximale statt der effektiven Datenrate – schließlich verkauft Huawei an Provider, nicht an Endkunden.

Wie schnell ist schnell?

Was uns zum Hauptpunkt bringt: der Geschwindigkeit. Wir haben unser persönliches Mantra aus Installation und Deinstallation an mehreren Orten in Wien sowie bei einem Abstecher in die Steiermark ausgeführt und die Geschwindigkeit mit einschlägigen Tools gemessen.

In Wien erhält man bei ONE, 3 und T-Mobile Werte zwischen knapp 800 und guten 1500 Kilobit pro Sekunde. Die Ergebnisse schwanken innerhalb dieser Bandbreite stark und ändern sich selbst für einen Provider am selben Standort innerhalb von Minuten deutlich, wobei ONE öfter am unteren Ende der Skala angesiedelt ist als T-Mobile und 3. Diese liegen etwa gleichauf und kommen typischerweise auf Werte zwischen 1,1 und 1,4 Mbps, kratzen gelegentlich sogar an der 1,5-Mbps-Marke.

One kommt selten über 1,2 Mbps hinaus und punktet eher mit Konstanz denn mit Spitzenwerten. Diese erreicht das E270 von A1, das als Einziger im Test mehrfach sogar eine Downloadrate von deutlich über zwei Mbps bewerkstelligt und – HSUPA macht’s möglich – auch im Uplink ein paarmal die Ein-Mbps-Marke überschreitet. Ohne HSUPA bringen es alle Kandidaten auf rund 300 kbps.

Dennoch ist die A1-Bilanz nicht makellos: Beim (zugegeben nicht flächendeckenden) Test kam UMTS im Südosten Wiens ins Stottern, und das A1-Modem fiel auf GPRS zurück – und mit 56k in die Steinzeit des Internet. Ähnliches passiert mit 3 auf dem Weg in die Steiermark. Hinter dem Semmering wird die Datenautobahn für den UMTSPionier zum Feldweg. One und T-Mobile versenden ihre UMTS-Signale auch in Landluft und bestätigen im Wesentlichen die Wiener Ergebnisse. Ebenso A1, wo einmal sogar die Drei- Mbps-Marke übersprungen wird.

Wenn Geschwindigkeit erste Priorität ist, empfiehlt sich derzeit A1 – oder, bei den Mitbewerbern, eine 7,2-Mbps-Datenkarte statt des USBModems mit 3,6 Mbps. Was bedeuten die Geschwindigkeiten in der Praxis? Grundsätzlich kann man mit allen Mobilmodems recht flott surfen und auch größere Dateien in angemessener Zeit herunterladen. Schlechtestenfalls fühlt man sich wie mit einem Stadtauto auf der Autobahn – etwas untermotorisiert, aber man kommt voran. Zumindest, solange UMTS verfügbar ist. Dass man nirgendwo und mit keinem Netzanbieter vor UMTS-Aussetzern gefeit ist, zeigt die Erfahrung mit A1. Darum vor dem Kauf unbedingt UMTSVerfügbarkeit an den öfter frequentierten Orten prüfen.

Noch ein paar Worte zu den Preisen. Da Business-User in der Regel nicht mit den günstigen Einsteigerpaketen auskommen, legen wir das Augenmerk auf die jeweils größten Profi pakete (siehe Tabelle). Die fünf Gigabyte von A1 scheinen mit 55 Euro doch etwas überteuert. Auch T-Mobile liegt mit zehn GB für 55 Euro eher im Hochpreissegment. One und 3 sind mit 20 oder 30 Euro für fast denselben Preis deutlich günstiger. Unabhängig vom Preis scheinen vor allem die fünf Gigabyte von A1 für Power-User unterdimensioniert.

Das Kleingedruckte

Apropos: Was passiert, wenn das Paketlimit überschritten wird? Das kann bei A1, 3, und T-Mobile teuer werden. Dann wird nämlich nach Megabyte verrechnet. Zwar nur Cent-Beträge, aber diese summieren sich rasch. Der Sonderpreis für Fairness geht eindeutig an One, wo bei Überschreitung des Limits nur bis zum Monatsende die Downloadgeschwindigkeit auf 56k gedrosselt wird. Das ist schmerzlich genug. Daher offeriert One um jeweils fünf Euro Aufpreis noch einmal so viel Downloadvolumen wie im Grundpreis enthalten ist. Reizt man als Profi -User diese „Refil“-Option konsequent aus, bekommt man für insgesamt 75 Euro respektable 120 GB im Monat. So wird der geschwindigkeitsmäßige Nachzügler in der Gesamtbilanz zum Etappensieger – bis die Konkurrenz ihr Angebot nachbessert.

Angesichts des zu erwartenden Preiskampfs beziehungsweise des weiteren Wettrüstens in Geschwindigkeit und Download- Volumina sind die generell üblichen 24 Monate Bindungsfrist besonders ärgerlich. Fazit: Ob „höllisch“ oder nicht, einfach ist die Installation auf jeden Fall. Bei „blitzschnell“ ist die Bilanz durchwachsener – kein Provider erreicht auch nur die Hälfte der theoretischen Maximalwerte. Dennoch ist das Glas eher halbvoll denn halbleer und mobiles Surfen – ob beruflich oder privat – recht komfortabel. Die Preise liegen zwar etwas über beziehungsweise die Datenlimits deutlich unter vergleichbaren Festnetzangeboten; angesichts des Gewinns an Freiheit ist der Aufpreis aber – zumindest bei den Bestbietern – angemessen.

Ressourcen im Netz

Die Geschwindigkeit der eigenen Internetverbindung messen:

www.speedtest.at
www.speedtest.net

Eine ausführlich kommentierte Sammlung weiterer Tools, die die Geschwindigkeit der Internetverbindung messen oder optimieren, finden sich unter dem Suchbegriff „Die besten Tools für schnelle Downloads“ (Sortierung Relevanz!) auf

www.techchannel.de

Die Businesstarife

A1 5 GB 55 Euro*
T-Mobile 10 GB 55 Euro*
ONE 20 GB** 50 Euro
3 30 GB 59 Euro*

* Zusatzkosten bei Volumsüberschre itung
* * Nachkaufoption: bis zu fünfmal pro Monat weitere 20 GB um je fünf Euro

Steckbrief HP NC 2400

Technik: Intel Core Solo 1,2 GHz, 1 GB RAM, 60 GB HDD, DVD/CD-RW
Größe & Gewicht: 12 Zoll, 1,3 kg, OS: Win XP Pro (Vista Ready)
Preis: rund 2000 Euro

Der große Bruder NC 6400 ist bereits mit HSDPA-Datenkarte von Vodafone (3,6 Mbps) ausgestattet.

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