Huber und Leodolter steigen aus "Cell Med" aus

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Huber führt die entgeltliche Behandlung von Patienten als Grund für seinen Ausstieg an. Für Leodolter war die "nicht nachvollziehbare" Medienkampagne der Auslöser.

Konsequenzen aus der Affäre rund um das Propagieren einer so genannten Zelltherapie gegen Krebs via Medien: Die beiden Proponenten - die Wiener Gynäkologen Johannes Huber und Sepp Leodolter - gaben zwei Wochen nach Beginn der Affäre ihren Auszug aus dem niederösterreichischen Biotech-Unternehmen "Cell Med Research" (Krems) bekannt.

Cover-Story als Auslöser

Begonnen hatte es vor rund zwei Wochen mit einer textlich von Huber autorisierten Cover-Story einer österreichischen Nachrichtenillustrierten.

Darin hatten Huber (Leiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Sterilitätsbehandlung an der Wiener Universitäts-Frauenklinik, auch Vorsitzender der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt) und Leodolter, Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universitäts-Frauenklinik und ehemaliger Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, recht euphorisch über die Behandlung von Krebspatienten mit von ihnen gewonnenen dendritischen Zellen berichtet.

Wenige Tage nach dem Magazinartikel war an der Medizinischen Universität bzw. den Universitätskliniken der Teufel los. Rektor Wolfgang Schütz distanzierte sich von den Aussagen genau so wie AKH-Chef Reinhard Krepler in einer Patienteninformation.

Die MedUni-Wien übergab die Angelegenheit ihrem Weisenrat. Auch der Vorstand der Universitäts-Frauenklinik, Peter Husslein, er wurde 1985 gemeinsam mit Huber habilitiert, kritisierte die Aktion der beiden prominenten Gynäkologen an seiner Klinik: "Wenn Sie mich fragen, ob es in Ordnung ist, dass man für eine nicht etablierte Therapie Geld nimmt, sage ich klar 'Nein'."

Knackpunkt "Cell Med Research"

Knackpunkt war offenbar, dass Huber und Leodolter mit dem NÖ-Unternehmen "Cell Med Research" eine Zelltherapie entwickeln wollten und dazu auch an der Universitätsklinik eine klinische Studie - unentgeltlich für erkrankte Probanden - gelaufen war.

Daneben waren aber scheinbar auch Patienten entgeltlich mit von ihnen selbst gewonnen dendritischen Zellen "behandelt" worden.

Üblicherweise wird in der Medizin aber nur für anerkannte Behandlungsformen Geld genommen.

Der Vorstand des Wiener Instituts für Ethik in der Medizin hatte dazu am Sonntag in der ORF-TV-Diskussionsrunde "im Zentrum" gesagt: "Es war ganz klar Mist. (...) Es ist nicht das erste Mal dass ich Ihre (an Huber gewandt, Anm.) Aktionen als Belastung für die Biotethikkommission ansehe." Huber solle sich überlegen, ob er in Zukunft für das Gremium noch zur Verfügung stehen wolle.

Huber und Leodolter steigen aus

Am Mittwoch setzte es einen Paukenschlag. Sowohl Huber als auch Leodolter gaben ihren Rückzug aus "Cell Med Research" bekannt.

Huber verwies auf die Bestrebungen des Unternehmens, neben klinischen Studien offenbar auch entgeltliche individuelle Heilbehandlungen mit der erst in Entwicklung stehenden Therapie durchzuführen.

Gegenüber der APA erklärte er: "Ich habe alles offen gelegt. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen."

»"Aus gegebenem Anlass möchte ich noch einmal festhalten, dass meine Aktivität bei der Fa. Cell Med ausschließlich unentgeltlich war, was durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer evaluiert wird. Nachdem aber, von der primär wissenschaftlichen Aktivität unabhängig, offensichtlich auch individuelle entgeltliche Heilbehandlungen möglich gemacht wurden, in die ich nie involviert war und von denen ich mich auch distanziere, werde ich meine Anteile an der Firma zurücklegen! (...) Wenn durch die Berichterstattung nicht erfüllbare Hoffnungen geweckt wurden, so bedaure ich dies und entschuldige mich dafür." «

Johannes Huber in einem Brief an die APA

Mittwochmittag kam schließlich eine ähnliche Erklärung von Sepp Leodolter via Aussendung jener PR-Agentur, die bisher das Unternehmen betreut hatte.

Darin hieß es: "Mit Wirkung vom heutigen Tag ist Univ. Prof. Dr. Sepp Leodolter als Gesellschafter aus der Cell Med Research GmbH ausgeschieden. Er wird dem Unternehmen weiterhin als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats zur Verfügung stehen."

Der Gynäkologe, er hat mit seinem Team an der Universitätsklinik am Wiener AKH in den vergangenen Jahren an großen internationalen Studien zur Entwicklung eines HPV-Impfstoffes zur Verhütung von Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen teilgenommen, sagte dazu gegenüber der APA: "Der Grund war für mich die Medienkampagne, die ich nicht nachvollziehen kann. Wir haben die Forschung mit unserem Geld unterstützen wollen." Aber wenn die Gesellschaft diese Aktivitäten als unvereinbar ansehe, werde man diesen Weg eben nicht weiter gehen.

Der Gynäkologe: "Ich habe einiges Geld verloren. Sei's drum." Leodolters Aussagen zufolge war er mit drei Prozent an "Cell Med Research" beteiligt. (APA)

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