Einheiten: Das Gewicht der Welt verliert an Masse

Rätselhafte Schrumpfung des Urkilos erinnert an Definitionsbedarf.

Seit 1889 ruht das Gewicht der Welt – pardon: das Maß seiner Masse – in einem Tresor des Bureau International des Poids et Mesures (BIPM) in Sévres bei Paris: Es heißt „Le Grand K“, ist ein Zylinder von 39 Millimetern Höhe und Durchmesser, besteht aus 90 Prozent Platin und zehn Prozent Iridium und wiegt just ein Kilogramm, so beschloss es die Weltkonferenz der „Gewichte und Maße“ 1889: „Dieser Prototyp soll künftig als Einheit der Masse angesehen werden.“

Aber der Prototyp schrumpft, Messungen mit Kopien zeigen es: 50Mikrogramm sind verloren gegangen, vielleicht beim Putzen. Was nun, wir brauchen das Urkilo! Alle anderen Maßeinheiten, die ebenso willkürlich definiert wurden, orientieren sich längst an Naturkonstanten, der Urmeter etwa, auch aus Platin und Iridium, ist nur noch Symbol für die Entfernung, die Licht in einer 299.792.548stel-Sekunde zurücklegt. Zwar sucht man auch bei der Masse nach Abhilfe, gar in zwei Lagern: Die „Atomzähler“ wollen das Kilo durch eine feste Zahl von Atomen eines Elements definieren, die „Kraftmesser“ mit elektrischen Einheiten. Aber beide Lager kommen seit Jahren nicht voran. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.