Energie: Gazprom will globales Gas-Kartell gründen

Der Vorstandsvorsitzende Alexej Miller sorgte auf der Hauptversammlung von Gazprom Ende der Vorwoche für Gesprächsstoff.
Der Vorstandsvorsitzende Alexej Miller sorgte auf der Hauptversammlung von Gazprom Ende der Vorwoche für Gesprächsstoff.(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Russlands Präsident Putin forderte eine „Gas-Opec“, der staatliche Gaskonzern geht nun an die Umsetzung.

MOSKAU. Der Vorstandsvorsitzende des weltgrößten Erdgasmonopolisten Gazprom, Alexej Miller, hat vorgeschlagen, eine globale Vereinigung der Energieproduzenten „nach dem Vorbild des UN-Sicherheitsrats“ zu gründen. „Die Risiken des globalen Energiemarkts erfordern die Schaffung eines Systems der weltweiten Energiesicherheit, die nur zu gewährleisten ist, wenn die nationalen Champions nicht mehr untereinander konkurrieren, sondern als globale Multis zusammen arbeiten“, sagte Miller im Gespräch mit der Zeitung „Kommersant“. Das käme einem Kartell gleich, unter dem wohl die Erdgaskunden in aller Welt zu leiden hätten.

Damit konkretisierte Miller die Idee des russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine „Erdgas-Opec“ zu gründen, in der sich die weltgrößten Erdgasförderer zusammenschließen sollen. Eine solche Organisation, so Miller, dürfte nicht Förderquoten festlegen, „auch wenn das wichtig ist“, sondern beispielsweise bei der Preisbildung an einem Strang ziehen.

Gewinn um Hälfte gestiegen

Miller sorgte damit auf der Hauptversammlung von Gazprom Ende der Vorwoche für Gesprächsstoff. Auf dem Podium war Miller nur in Form eines Namensschilds präsent. Der Topmanager liegt seit Wochen wegen eines schweren Nierenleidens im Krankenhaus. Dennoch demonstrierte Miller Stärke. Er konzentrierte vor der Hauptversammlung 70 Prozent der Stimmrechte, also mehr als die 50,01 Prozent, die der Staat hält, in seinen Händen.

Den Aufsichtsrat ließ er unverändert. Russlands Erster Vize-Premier Dimitri Medwedew wurde erneut zum Vorsitzenden gewählt. Ihm zur Seite steht E.On-Gasvorstand Burckhard Bergmann. E.On Ruhrgas hält 6,43 Prozent an Gazprom und ist damit der größte Auslandsaktionär.

Gazprom hat das beste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Der Konzern, der als „Staat im Staate“ in Russland gilt, verdoppelte 2006 seinen Reingewinn auf rund 18 Mrd. Euro. Der Umsatz legte um mehr als 50 Prozent auf 62 Mrd. Euro zu. Damit waren die Zahlen besser als von Analysten prognostiziert. Der Gewinnsprung hat mit einem starken Anstieg der Erdöl- und Erdgaspreise zu tun, aber auch mit Sondereinflüssen durch den Erwerb des Erdölkonzerns Sibneft im Oktober 2005.

Wachsende Schulden

Trotz der guten Zahlen hat Gazprom, das an der Börse 243 Mrd. Dollar (180 Mrd. Euro) wert ist, zahlreiche Probleme. Die Erdgasförderung stagniert, die Kosten explodieren. Bis Ende 2007 wird Gazprom einen Schuldenberg in Höhe von 35 bis 36 Mrd. Dollar angehäuft haben.

Neue Milliardenprojekte wie die Erschließung der Erdgasfelder Shtokman im arktischen Schelf, vor der Pazifikinsel Sachalin und in Ostsibirien müssen eiligst angeschoben werden, um einen Produktionseinbruch zu verhindern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2007)

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