Reform: Polen erhöht Mindeslöhne um ein Fünftel

Ab nächstem Jahr bekommen Arbeitnehmer zumindest 298 Euro brutto pro Monat.

Warschau (APA). Der Mindestlohn in Polen wird zum Jahreswechsel um rund 20 Prozent auf 1126 Zloty (298 Euro) brutto im Monat erhöht. Eine entsprechende Verordnung beschloss das Regierungskabinett am Dienstag nach monatelangen Verhandlungen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften. Damit wird der Mindestlohn nicht mehr wie derzeit 36,3 Prozent des Durchschnittseinkommens betragen, sondern voraussichtlich 40 Prozent.

Die Erhöhung ist das Ergebnis eines Kompromisses zwischen Regierung und der Gewerkschaft „Solidarnoss“ („Solidarität“). Die Arbeitgeber hatten sich nur mit einem Mindestlohn von 1000 Zloty einverstanden erklärt. Der nun beschlossene Mindestlohn gefährde das Wirtschaftswachstum, erklärte Adam Ambrozik von der Vereinigung polnischer Arbeitgeber, KPP. Die Gewerkschaft OSZZ ging dagegen weiter als die Solidarnoss und forderte, den Mindestlohn auf 50 Prozent des Durchschnittseinkommens festzulegen.

Konsequenzen auf Lohnniveau

Derzeit bekommen nur vier Prozent der polnischen Arbeitnehmer den Mindestlohn ausgezahlt. Die Arbeitgeber erwarten allerdings, dass die Anhebung das Lohnniveau insgesamt beeinflusst: dass ein Unternehmen durchschnittlich 2500 bis 2700 Zloty mehr für einen Beschäftigten ausgeben müsse. Das polnische Budget wird im kommenden Jahr mit zusätzlichen 23 Millionen Zloty belastet, da der Minimallohn Basis für die Berechnung vieler Sozialleistungen ist.

Die Einkommen der Polen liegen dank des hohen Wirtschaftswachstums heuer um zehn Prozent über dem Vorjahr. Im Juli betrug es nach Angaben des Statistikamtes 2863 Zloty.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2007)

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