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Trittstaatsangehörige sind meist Drittbrettfahrer

Entschuldigung, wo ist denn hier das Drittbrett?
Entschuldigung, wo ist denn hier das Drittbrett?Clemens Fabry
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Wenn man sich für einen Fehler am liebsten in den Hintern treten würde, ist das trittklassig.

Ist Ihnen das auch schon einmal passiert, dass Sie ein Wort falsch geschrieben haben? Es gibt da ja ein paar, bei denen man überlegen muss. Wiederspiegeln, zum Beispiel, liest sich gar nicht so falsch, weil wieder im Sinne von zurück – so wie in wiederkehren – im Fall einer Spiegelung gar nicht so unlogisch klingt. Allein, gemeint ist wider in der Bedeutung von gegen. Auch die Wolllust ist so ein Fall, bei dem das dritte l irgendwie logisch scheint, nur hat der Begriff halt gar nichts damit zu tun, Lust zu haben und deswegen etwas von jemandem zu wollen. Vielmehr ist dieser Begriff für sexuelle Begierde zusammengesetzt aus wohl im Sinne von gut und eben der Lust. Und Hand hoch, wer schon einmal Millenium geschrieben hat – wo sich doch der Begriff aus den lateinischen Begriffen mille, also tausend, und annus, also Jahr (und nicht anus im Sinne von After), zusammensetzt.

Gerade bei Wörtern, die in der Alltagssprache nur mehr in der übertragenen Bedeutung vorkommen, schleichen sich besonders gern Fehler ein. Sie wissen schon, moderne Straßenbahnen haben längst kein Trittbrett mehr. Insofern ist der Trittbrettfahrer als Schwarzfahrer, der außen stehend mitfährt und bei einer Fahrscheinkontrolle abspringt, vielen nicht mehr geläufig. Ist nun in der Politik von einem Staat die Rede, der etwa in der Sicherheitspolitik zulasten Dritter einfach mitnascht, ohne selbst etwas zu leisten, ist ein Drittbrettfahrer schnell passiert. Hat man den Fehler selbst gemacht, ist das natürlich absolut trittklassig – man möchte sich am liebsten dafür in den Hintern treten. Gut, solang man nicht Zuwanderer aus Ländern, in denen körperliche Züchtigung einen höheren Stellenwert hat, als Trittstaatsangehörige bezeichnet. Oder bei einem selbstbewussten musikalischen Trio von Drittsicherheit spricht. Ups, das wäre dann ein Fauxpax. (Den schreibt man übrigens Fauxpas …)

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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