Pizzicato

Onkel Bosie und die Kannibalen

Typisch Joe Biden: Der US-Präsident erzählte die Mär, wie sein Onkel als Pilot im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen ist. Captain Joe verhedderte sich wieder einmal im Seemannsgarn.

Als Schwadroneur vor dem Herrn ist Joe Biden berühmt-berüchtigt. Die irische Tradition und Folklore seiner Vorfahren sind ihm heilig. Nur mit dem Bier hält er es nicht so, weil einer seiner Onkel Alkoholiker war. Mitarbeiter suchen indessen das Weite, wenn er anhebt, eine Anekdote mit ein paar Seitensträngen zum Besten zu geben. Das kann erfahrungsgemäß dauern. Oft und gern verheddert sich Captain Joe im Seemannsgarn. Vor allem, wenn die ausschweifende Rede auf seine Onkel kommt.

Ambrose J. Finnegan Jr., kurz Onkel Bosie, erlitt im Zweiten Weltkrieg ein trauriges Schicksal. Der Pilot eines Aufklärungsflugzeugs sei 1944 in Neuguinea abgeschossen und vermutlich von Kannibalen mit Haut und Haar verspeist worden, erzählte Biden neulich im Wahlkampf. Er gab eine Familienlegende wieder – eine Mär, zu schaurig, um wahr zu sein. Fake News, schreien Biden-Gegner. Laut offiziellen Angaben stürzte die Maschine in den Pazifik, und seither gilt der arme Onkel Bosie als verschollen.

Einen Mann, der vom Himmel fiel, hätten die Einheimischen nie verzehrt, behaupten die Papua-Neuguineer. Sie sind nicht gut auf den US-Präsidenten zu sprechen, seit er im Vorjahr eine Stippvisite abgesagt hat. Wiedergutmachen lässt sich das für Biden nur mit einem zehngängigen Festmahl in der Hauptstadt Port Moresby oder gleich im Dschungel – am besten vegetarisch.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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