Kritik: Actionfilm: Kentucky wird zum Schlachtfeld

Kritik: Actionfilm. Mark Wahlberg als "Shooter".

Zwei Scharfschützen auf einem Hügel in Äthiopien sehen, wie Dorfbewohner, auch Frauen und Kinder, von US-Militärs getötet werden. Offizielle Erklärung: eine humanitäre Mission. Die Wahrheit wissen ein paar Mächtige – und Bob Lee Swagger (wortkarg: Mark Wahlberg), der aus dem Inferno heimkam.

Regisseur Antoine Fuqua (Training Day) adaptiert Stephen Hunters Erfolgsroman „Point of Impact“ als überlangen Actionthriller: Shooter erzählt vom gefallenen Patrioten, der als Jäger und Sammler in die Berge geht, die Hochtechnologie-Ausrüstung gegen einfaches Schuss-eisen tauscht. Ein Colonel (nuschelnd: Danny Glover) platzt in den Naturromantik-Traum: Präsidentenmord droht!

Plädoyer für private Bewaffnung

Hunters Politkrimis um Renegat Swagger zeigen profundes Misstrauen gegenüber politischen Prozessen, plädieren dabei für private Bewaffnung. Der Autor, Pulitzer-Preisträger und Filmkritiker, packt enormes Fachwissen über Waffen in Geschichten, die (auch moralisch) an Frontier-Western erinnern. Entsprechend kommt Swagger vor dem Finale zur ideologischen Versicherung in die Hütte eines Waffengurus, bastelt Handgranaten und Napalmbomben: Die Provinz um Kentucky wird zum Schlachtfeld.

Shooter bringt Ernsthaftigkeit und Geradlinigkeit ins Genre, bezieht sich deutlich auf die Film-Ära, als Muskelhelden wie Stallone, Schwarzenegger und Bronson gegen einen korrupten Staat Stellung bezogen. Visuell gelingen Fuqua wieder ausgefeilte Kombinationen präziser Panoramen und oft schmerzhafter Nahaufnahmen (Dutzende Gliedmaßen werden weggeschossen). Dramatisch aber hängt die ganze letzte Stunde am zu dünnen Rache-Erzählfaden, wenn der Held die Verantwortlichen schmutziger Geschäfte stellt. Hunter vollendet inzwischen das nächste Swagger-Buch – Erscheinungstermin: 11. September 2007. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2007)

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