Tut Gutes und sprengt die Bank!

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Neu im Kino. Piraten im Casino: George Clooney, Brad Pitt in Soderberghs amüsiert-abstruser Gangsterkomödien-Fortsetzung "Ocean's Thirteen". Ab Donnerstag.

Auf den ersten Blick wirkt Ocean's Thirteen wie „Piraten im Casino“. Wie in der Seefahrer-Saga agiert in Steven Soderberghs Gangsterfilm-Reihe eine Riege bestens aufgelegter und hervorragend aufeinander eingespielter Akteure in einer mittelabstrusen, ausufernden Geschichte, deren Sinn und Zweck einzig und allein darin zu bestehen scheint, den an ihr Beteiligten Spaß zu machen.

Wohlwollende Zuschauer sind aber natürlich herzlich willkommen, werden im Verlauf, quasi zur Belohnung, in den Stand von Eingeweihten erhoben, die sich mit vielen Insider-Gags vergnügen dürfen. Unbedingt nötig sind sie aber nicht. So absurd es klingt: Ocean's Thirteen weckt den Eindruck, ohne Anbiederung ans Publikum stattzufinden. Wie bei der neuen Pirates-Fortsetzung gilt: Wer eine Eintrittskarte kauft, erklärt sich einverstanden, mitzuspielen, meckern gilt nicht. Eine Gangster-Combo verunsichert die Karibik, die andere Vegas: Bei beiden regieren Situationskomik und Wortwitz, auf der Strecke bleiben Logik und Notwendigkeit.

Wieder gilt: Der Weg ist das Ziel

Neu an Ocean's Thirteen, der zweiten Fortsetzung des Remakes eines Rat-Pack-Kultfilms: Danny Ocean (George Clooney) und seine Mannen treten an, Gutes zu tun. Ihre beträchtliche kriminelle Energie stellen sie in den Dienst der hehren Sache, zunächst jener ihres Freundes Reuben Tishkoff. Der wurde vom (wie sich zeigt: etwas zu) selbstsicheren Hotel- und Casino-Besitzer Willy Bank (bestens in den Star-Haufen integriert: Al Pacino) übers Ohr gehauen, woraufhin ihn eine Herzattacke fast das Leben kostet.

Diese Untat können die übrigen zehn nicht durchgehen lassen, also planen sie den Ruin von Banks neuester Abstrusität, einer Hotel-Casino-Extravaganz namens „The Bank“. Im Lauf des glamourösen Eröffnungsabends soll die Bank gesprengt werden – der Traum jedes Spielers, und so soll auch jeder Spieler davon profitieren. Der Plan ist, wie in den zwei vorigen Ocean's-Filmen, wieder sehr elaboriert: Weswegen man wieder höllisch aufpassen muss und trotzdem nicht ganz schlau draus wird. Was auch diesmal nicht wirklich ins Gewicht fällt, weil auch diesmal der Weg das Ziel ist.

Einer dieser Wege führt nach Mexiko, in jene Fabrik, in der Bank die Würfel für sein Casino produzieren lässt. Virgil Malloy, eine Hälfte des streitsüchtigen Mormonen-Duos, wird entsandt, diese Würfel zu zinken. Stattdessen zettelt er vor Ort, angesichts dramatisch mieser Arbeitsbedingungen, einen Aufstand an. Ob sie Revolutionsführer Zapata vergessen hätten, fragt er seine Genossen: Riesig mitten im Bild prangende Untertitel übersetzen seine vorwurfsvollen Worte. Diese ganze mexikanische Affäre ist natürlich sehr lustig. Gleichzeitig ist sie ein Beispiel für Soderberghs grundsätzliches Interesse an Machtverteilung, Produktionsprozessen und politischen Verhältnissen.

Subversion und Scherz mit falscher Nase

Bei diesem abenteuerlustigen Filmemacher, der zuletzt mit The Good German eine bissige Analyse der Nachkriegszeit in den film noireinschleuste, wundert nicht, dass er auch scheinbar rein eskapistisch angelegte Unterhaltung wie Ocean's Thirteen für aufklärerische Zwecke nutzt. Soderberghs Subversion kommt das humanitäre Engagement von Stars wie George Clooney und Brad Pitt entgegen, das hier auch deren Leinwand-Persona prägt. Ob sie sich selbstironisch der Sentimentalität der Oprah Winfrey-Show ergeben, oder ihren Lieblingsfeind Terry Benedict in die Rolle des Wohltäters zwingen, an ihrem Mitgefühl wie an ihrer Hilfsbereitschaft besteht kein Zweifel.

Das liest sich ernster, als es ist. Zwischendurch treibt Matt Damon alberne Scherze mit enormer falscher Nase, Bernie Mac übt Gehirnwäsche per bohrendem Blick, Pitt und Clooney perfektionieren ihre Satzfragment-Konversationen, auch die übrigen sind nicht untätig. Über Unfug wie guter Absicht schwebt der Geist von Ol'Blue Eyes, dem jeder gerne mal die Hand geschüttelt hätte. Das Rat Pack um Sinatra war 1964 im Musical Robin & The Seven Hoods auch angetreten, Gutes zu tun. So schließt sich der Kreis.

DER REGISSEUR: Grenzgänger

Steven Soderbergh (*1963, Atlanta) wurde 1989 mit dem preisgekrönten Debüt „Sex, Lügen und Video“ bekannt, ist mittlerweile als Grenzgänger etabliert: Große Studiofilme wie „Erin Brockovich“ oder die „Ocean's“-Reihe wechseln mit Experimenten wie dem Digitalvideo „Bubble“. Nächstes Projekt: Ein Film mit Benicio Del Toro als Che Guevara.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2007)

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