"Sie sind ein schöner Mann": Bauer findet Frau. Und dann ...?

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Michel Blanc brilliert im dubiosen Landleben-Liebesfilm "Sie sind ein schöner Mann". Ab Freitag.

Wenn im Radio von Haarausfall die Rede ist, dann fährt er sich beim Traktorfahren wie geistesabwesend über den Kahlkopf: Sonst hat der bodenständige Bauer Aymé (Michel Blanc) wenig Zeit für Eitelkeit – oder Worte. Kommunikation mit der Gattin ersetzt das TV-Gerät, solange sie die Arbeit macht, fällt auch Streit wegen des Essens kaum ins Gewicht. Bis ein Stromausfall den Alltag unterbricht – in der Routine bemerkt Aymé sieht einmal die Rauchwolke am Küchenfenster vorbeiziehen. Ein Kurzschluss an der Melkmaschine und schon ist er Witwer.

Keine fünf Minuten braucht die französische Schauspielerin Isabelle Mergaut, um in ihrem Regiedebüt Sie sind ein schöner Manndie verheerende Vertrocknung eines Ehelebens bis zum bitteren Ende zu erzählen: Mit hinterlistigem Humor, der sich im folgenden aufs sanft satirische Porträt der Provinz erstreckt. Im Department Drôme verstehen die Bekannten natürlich das wahre Problem von Aymé: Es ist nicht emotionaler Natur, ihm fehlt nur eine Arbeitskraft.

Mangels geeigneter Gespielinnen im Dorf lässt sich der Landwirt zögerlich per Agentur gen Osten vermitteln. Sein erster Flug (er nähme lieber den Zug) führt nach Rumänien und zu nervöser Annäherung. Heim bringt der wortkarge Kauz schließlich die lebenslustige Elena (Medea Marinescu) – und der karge Charme von Mergauts ländlicher Komödie der Unbeholfenheiten weicht unweigerlich wenigstens gleich bleibend sparsam dargebotener sentimentaler Sirupformel.

Die unvermeidlich folgende Liebesgeschichte wieder Willen soll schwierig sein, aber heraus kommt nur anschmiegsam altmodisches Unterhaltunsgkino. Daheim war Mergauts Film auch ein Erfolg vor allem bei älteren Semestern und brachte ihr den César für den besten Erstling ein. Sogar das Hollywood-Remake ist schon in Planung.

Der größte Vorzug des Originals ist dabei nicht zu reproduzieren: das Schauspiel. Blanc brilliert mit beiläufig ausdrucksstarken Gestik-Mimik-Könnertum: Er weiß sogar wie nebenbei ein Ereignis daraus zu machen, wenn er sich nur den Gurt im Flieger anschnallt. Marinescus hingebungsvolle Körperlichkeit liefert das perfekte Gegenüber.

Brautschau im „deutschen“ Bukarest

Vielleicht gefällt der notorisch konservativen US-Traumfabrik aber das, was Mergauts Erfolgsgeschichte ranzig macht: Die dubiose Kapitulation des sozialen Witzes vorm romantischen Klischee. Aymé spielt seinen Freunden zunächst vor, dass die Rumänienreise nach Deutschland ginge – das führt zu cleverer Osterweiterungs-Farce, wenn er deutsche Fotos aus Bukarest mitbringt: vorm BMW-Plakat oder der Sauerkrautplatte im bayrischen Lokal. Die eigentliche Wirtschaftsbeziehung der Hauptfiguren legt zusätzlich satirische Untertöne nahe. Aber als Auflösung lässt sich doch nur weibliche Arbeitskraft glücklich aus dem Osten importieren – solange die Vorauskasse stimmt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2007)

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