Filmemacher Jörg Kalt ist tot

Jörg Kalt (1967-2007).
Jörg Kalt (1967-2007).Amour Fou Filmproduktion
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Der Regisseur von "Richtung Zukunft durch die Nacht" und "Crash Test Dummies" ist am Wochenende im Alter von 40 Jahren gestorben.

Der Filmemacher Jörg Kalt, 1967 bei Paris geboren und seit Mitte der 90er Jahre einer der Protagonisten der österreichischen Filmszene, ist am Wochenende im Alter von 40 Jahren gestorben. "Für Familie und Freunde unerwartet, entschloss er sich mitten in einem vielseitigen Schaffensprozess, seinem Leben ein Ende zu setzen", teilte seine Familie heute, Mittwoch, mit.

Kalt war 2005 mit seinem Film "Crash Test Dummies" bei zahlreichen Festivals erfolgreich, zuletzt bereitete er zwei neue Projekte ("Tiere", "Zum Essen") vor. Der in Zürich und München aufgewachsene Regisseur war lange Zeit als Journalist und Kolumnist tätig, bevor er sich 1991 dem Film zuwendete. Seit 1994 war er in Wien tätig.

1967 in Suresnes bei Paris geboren 

Jörg Kalt kam am 11.1.1967 in Suresnes bei Paris zur Welt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er abwechselnd in Deutschland und der Schweiz. In Zürich begann er schließlich 1986 ein Verlagsvolontariat im Haffmans Verlag, bevor er sich an der Universität in Zürich für Anglistik und Jura einschrieb. Von 1989 bis 1991 war Kalt Redaktionsmitglied der Zeitschrift "AHA!", parallel arbeitete er als freier Journalist u.a. für "Das Magazin", die "Weltwoche", die "Sonntagszeitung", die "Wochenzeitung" und den "Tagesanzeiger".

Regie-Studium in Wien 

1991 wandte sich Kalt dann dem Film zu: Er begann ein Studium an der renommierten Prager Filmschule FAMU, wo 1992/93 sein erster Film "Eternity starts here" entstand. Nach zwei Jahren in Prag folgte 1994 der Wechsel nach Wien. Unter Peter Patzak studierte Kalt Regie an der Filmakademie, die den Kosmopoliten entscheidend prägen sollte. 1995 entstand der 6-Minüter "Taste the Waste", 1996 "Pokerfresse" und "Telekolleg Pataphysik", 1997 "Bitte, Danke - Gute Fahrt!" und "Meine Mutter war ein Metzger". Mit letzterem war Kalt bereits auf den renommierten Festivals in Rotterdam, Hof, London und Hamburg zu Gast.

Im Jahr 2000 erhielt Kalt für "Lesen macht tot" den Niederösterreichischen Kulturpreis, mit "Living in a Box" war er noch im gleichen Jahr bei den Festivals in München und Mexico City vertreten. Mit seiner Abschlussarbeit an der Wiener Filmakademie, seinem ersten Langspielfilm "Richtung Zukunft durch die Nacht", legte Kalt schließlich einen veritablen Senkrechtstart hin. Die originelle Liebesgeschichte, die ab der Halbzeit rückwärts abläuft, räumte nicht nur eine Reihe prestigeträchtiger Auszeichnungen (u.a. "First Steps Award", Jury-Preis bei Max-Ophüls-Festival) ab, sondern war auch im Kino erfolgreich.

Mehrere Preise für "Crash Test Dummies" 

Sein zweiter Spielfilm, "Crash Test Dummies", den Kalt in Wien und Rumänien drehte, lief 2005 bei der Berlinale und eröffnete im gleichen Jahr auch die Diagonale in Graz. Der Film rund um das Bewegen oder bewegt Werden, Leben oder gelebt Werden heimste mehrere Preise ein und feierte im Mai dieses Jahres auch seinen verspäteten Kinostart in Deutschland. Gleichzeitig arbeitete Kalt auch an Drehbüchern von Mirjam Unger ("Schizodolorin forte") oder Antonin Svoboda ("Immer nie am Meer") mit. Seine Kolumnen für die Zeitschrift "du", für die Kalt seit 1991 regelmäßig schrieb, waren zuletzt als Edition im Czernin-Verlag in Planung.

(APA)

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