Komödie: Bei Nichtgefallen zurück

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"Shoppen", ein flacher Film zum Zeitgeist-Phänomen: schon längst überholt. Ab Freitag.

Vorm kühlen Weiß im Hintergrund tanzen Gefühle in allen Farben: Der deutsche Jungregisseur Ralf Westhoff zeigt im Erstling Shoppen,was passiert, wenn man einem medial aufgeputschten Zeitgeist-Phänomen soziokulturelle Bedeutung andichtet. Beim „Speed-Dating“ wechselt eine Gruppe Alleinstehender alle fünf Minuten die Gesprächs- und potenziellen Lebenspartner, um die Chancen aufs Glück zu maximieren.

18 unverbrauchte Münchner Theaterschauspieler füllen 18 hauchdünn charakterisierte Figuren mit voller interpretatorischer Gewalt aus. Wo ökonomische Leitsätze – nur wer sich gut verkauft, gewinnt! – aufs Gefühlsleben übergreifen, will die hässliche Seite des Konsums ausgestellt sein. So hängt über dem Kammerspiel – 18 Stühle, je zwei einander zugewandt, in einem weißen Raum – eine Anklage an die Erfinder des Single-Diskonts und die Frage: Darf Mensch Produkt sein? Die Antwort tut weh: Westhoff erfindet trendbewusst neurotische Jetztmenschen zwischen Egomanie und zerbrochenem Selbstwert. Frauen verschleißender Parvenü trifft emanzipierte Powerfrau trifft aufgeschwemmten Mittdreißiger trifft Rad fahrenden Naturmenschen trifft aggressive Ernährungsberaterin.

Allein? Aus gutem Grund!

Karambolage der Überzeugungen! Die Figuren ächzen unterm Ballast ihrer Einfachheit, unglaubwürdig trotz teils überzeugendem Schauspiel: Shoppen ist geschniegeltes Laufbild zum „Phänomen“, selbst ernanntes Generationenporträt: vermeintlich am Puls der Zeit, eigentlich aber längst überholt. Den Zuseher beschleicht die Erkenntnis, dass die Figuren aus gutem Grund allein sind. Also gut, dass Mensch heute auch Produkt sein darf, das man bei Nichtgefallen zurückgeben kann. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2007)

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