Romanze: Wie man eine Frau verscherbelt

(c) AP (E Pablo Kosmicki)
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Diane Keaton in der Schmonzette "Von Frau zu Frau". Ab Freitag.

Daphne (mau: Diane Keaton) rollt sich auf dem Sofa zusammen und beobachtet Audrey Hepburns und Cary Grant in Billy Wilders „Liebe am Nachmittag“ (1957): wie Misstrauen gestiftet und Vertrauen geschenkt, Informationen ausgetauscht und verheimlicht, falsche Identitäten angenommen, richtige versteckt werden. Auch in Michael Lehmanns Schmonzette Von Frau zu Frau wiegen sich Liebende in diesem Schicksalsfluss: Überraschend, wie wenig sich die Gangart einer romantischen Erzählung geändert hat.

Keaton regiert als warmherzige Matrone über die Wilder(!)-Familie: Ihr Dreimäderlhaus (Lauren Graham, Piper Perabo und Mandy Moore als Töchter) ist zu zwei Dritteln bereits verheiratet, nur Milly (Moore) beweist im Umgang mit Männern ein schlechtes Händchen. Am Firmament schimmert die (glückliche?) Ehe als Lebenstraum und Etappensieg: Mama Daphne beschließt, die letzte ledige Wilder vermittels Internet-Partneragentur zu verscherbeln.

Schon in den ersten Minuten von Von Frau zu Frau wird der sakrosankte Status von Mutter-Tochter-Beziehungen durch allerlei Privataufnahmen ausgestellt. Die männlichen Figuren dienen in Lehmanns Inszenierung lediglich zur Ausdifferenzierung verschiedener Lebensmodelle: der smarte und erfolgreiche Architekt Jason (Tom Everett Scott) ist Mutters Wunschkandidat, während die Tochter zum gutherzigen Berufsmusiker Johnny (Gabriel Macht) tendiert.

Beleidigung für weibliche Kinogeher

Rätselhaft an dieser kalten, weil künstlichen Romanze bleibt Diane Keatons Mitwirkung: Weit entfernt von ihren nuanciert-hysterischen Karrierehöhen in Woody Allens „Annie Hall“ und den flotten Mittelstandsfrauen aus ihren jüngeren, kommerziell erfolgreichen Produktionen wie „Was das Herz begehrt“ und „Die Familie Stone“ stürzt die talentierte Komödiantin in jene gestische Übersteuerung, die ihr schon in den Achtzigern – zu Recht – einige Misserfolge beschert hat. Wo ihre (im Übrigen: spektakulären) Kostüme eine geistvolle, gereifte, geschmackssichere Frau versprechen, steht eine konservative Mutterfigur, die mit Keatons früheren „Unabhängigen“ nichts gemein hat. Von Frau zu Frau ist ein ernüchternd rückschrittlicher Zielgruppenfilm: eine Beleidigung (nicht nur) für weibliche Kinogänger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2007)

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