„Gucha“ wirbt fürs gleichnamige Musikfestival und thematisiert die Roma-Frage. Ab Freitag.
„Ach Romeo, warum bist du ein Roma?“ Zum einen wohl, weil sich das Wortspiel aufdrängt. Zum anderen aber wohl auch, weil einfach nur Balkan Brass und balkanische Lebensfreude nicht (mehr) genügend Substanz für einen Film hergeben.
Also versetzt Regisseur Dusan Milic in Gucha die Romeo-und-Julia-Fabel nach Serbien, und thematisiert eine Differenz, die am multiethnischen Balkan immer mehr beachtet wird. Denn die Familien der jungen Liebenden sind nicht einfach nur verfeindet, die Leidenschaft von Romeo und Juliana muss sich gegen ganz spezielle soziale Konventionen durchsetzen: Romeo ist Roma, ein „Schwarzer“, Juliana eine „weiße“ Serbin.
Die weitere Handlung hat aber nur wenig mit Shakespeare zu tun. (Wie auch? Liebestragödie und Lebensfreude vertragen sich schlecht!) Milic, Ex-Assistent von Emir Kusturica, verleiht seinem Werk eine weitere besondere Note, möchte eine Art Balkan-Bollywood erschaffen. Entsprechend unsubtil und undifferenziert sind also Handlung und Figuren, trotz poetischer Kurz-Monologe des Protagonisten. Im Zentrum stehen dafür Liebe, Farben und vor allem: die Musik. Natürlich nicht irgendeine Musik, sondern die mittlerweile europaweit erfolgreiche Blasmusik balkanischen Ursprungs, die das heimische Publikum etwa aus Kusturicas Filmen, die Clubszene von DJs wie Shantel kennt.
Liebeskampf beim Trompeten-Festival
Herr Sandokhan und Herr Trandafilovic, Oberhäupter der verfeindeten Familien, stellen zwei Kapellen, die am Blasmusik-Festival im serbischen Dorf Guca teilnehmen. Julianas Vater, Serbiens beliebtester Trompeter, macht Romeo ein Angebot: Siegt er in Guca, darf er zur Tochter.
Der Kampf um die Liebe wird also per Musik ausgefochten, der Showdown findet im Rahmen des Musik-Festivals statt, das es wirklich gibt und immer mehr Leute anzieht. Jeden August kämpfen Bläser-Kapellen fünf Tage lang um die „Goldene Trompete“, heuer erwartete der 3000-Einwohner-Ort Guca 600.000 Besucher. Romeo-Darsteller Marko Markovic ist übrigens Mitglied im väterlichen „Boban Markovic Orkestar“, das die Goldene Trompete fünf Mal in Folge gewann, seither in Guca nur außer Konkurrenz antritt. Einen Film übers Musik-Fest darf man sich trotz des Titels nicht erwarten, ein Fest für Freunde flotter Trompetenbläserei jedoch sehr wohl. mes
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2007)