Familienflim: Das Weihnachtslied vom Klingelton

Ein bizarres Stück Popgeschichte als komisches Kinoerlebnis: „Alvin und die Chipmunks“. Ab Freitag.

Backenhörnchen mit Heliumstimmen singen Weihnachtslieder: Was sich anhört wie der jüngste Streich von Klingeltonfabrikanten, ist eigentlich ein Stück verschrobener Popgeschichte. 1958 erfand der kalifornische Pianist, Sänger und Plattenproduzent Ross Bagdasarian eine aus drei Nagern bestehende Musikgruppe, die ihre Titel – darunter der Hit „The Chipmunks Song (Christmas Don't Be Late)“ – in hochgeschraubten Singstimmen interpretierten (die allesamt von ihrem geistigen Vater stammten).

In Alvin und die Chipmunks wird diese obskure Erscheinung von vor fast 50 Jahren zum Rohstoff für eine vorweihnachtliche Familienkomödie: Der zweifelhafte Segen der Digitaltechnologie ermöglicht den (zuvor in zwei Zeichentrickserien aufgetretenen) Backenhörnchen nun die Erscheinung als am Computer berechnete Spaßmacher. Nachdem ihr Stammbaum der Stadtentwicklungssäge zum Opfer fällt, landen der gewitzte Alvin, der blitzgescheite Simon und der Simplicissimus Theodore durch Zufallsverkettung beim treuherzigen wie erfolglosen Komponisten David Seville (seinerzeit Bagdasarians Künstlername, nun gespielt von Jason Lee) und stellen dessen Leben auf den Kopf. Aber der brotlose Idealist kann auch erst mit Unterstützung der singenden Viecher einen lukrativen Plattenvertrag an Land ziehen.

Regisseur Tim Hill, ein Autor der grenzgenialen Animationsserie „Spongebob“, versucht dem Auftrags-Familienfilm mit leichter, aber unglaubwürdiger Systemkritik etwas Substanz zu verleihen, scheitert aber bereits im Ansatz. Backenhörnchen mit Heliumstimmen, die Weihnachtslieder singen, mögen als musikhistorische Anekdote funktionieren, als Spielfilmprotagonisten taugen sie nicht. Bagdasarians Kompositionen werden wohl im Zuge der Filmvermarktung weitere Verbreitung finden: wie Klingeltöne klingen sie ja schon. mak

DIE SINGENDEN HÖRNCHEN

„Alvin und die Chipmunks“ heißt die fiktive Musikgruppe aus drei singenden Streifenhörnchen: Der (als ihr Manager auftretende) Sänger Ross Bagdasarian erfand sie 1958, ihr „Chipmunk Song“ erhielt gleich drei Grammies. Es folgten Zeichentrickserien ab 1961 bzw. 1983.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2007)

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