"Hunting Party": Die Weltpolizei isst lieber Donuts

The Weinstein Company
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Witzlos: Richard Gere in „Hunting Party – Wenn der Jäger zum Gejagten wird“. Ab Donnerstag.

Nur die lächerlichsten Teile dieses Films seien wahr, versichert der Vorspann – und Richard Shephards Hunting Partyscheint eingangs tatsächlich entsprechende Ambitionen zur politisch unkorrekten Großtat zu haben. Die Idee hätte Potenzial: Die Jagd nach einem untergetauchten Kriegsverbrecher als zynische Komödie mit satirischen Seitenhieben auf heuchlerische Politik. Die völlig falsche (aber halt irgendwie „balkanische“) Musik über ersten Bilder von Ex-Jugoslawien möchte man also zuerst als Persiflage auf westliche Ignoranz verstehen – aber sie ist nur eine der vielen Gewissenlosigkeiten, die sich Shephard guten Gewissens und in aller Ignoranz leistet.

Boshaftigkeit und Betroffenheit

So verzettelt sich die Inszenierung zwischen zynischer Freude am Feuerzauber und versuchter ironischer „Demontage“ des Abenteuers, zwischen naheliegenden Witzen und weit hergeholten Ausrutschern ins Reich der Rührung: ein unentschlossener Mix aus Boshaftigkeit und Betroffenheit. Hauptdarsteller Richard Gere versucht ambitioniert, aber vergebens, sein Bestes: Er scheitert nicht nur, weil er als weltmüder Zyniker fehlbesetzt ist. Als rasender Reporter stolpert er betont abgebrüht zu bemüht sarkastischer Erzählung durch Explosionen und Weltkrisenherde, bis er vor laufender Kamera zusammenbricht. Prompt liefert eine wimmernde Rückblende die private Tragödie nach, die ihn irgendwie adelte.

Selbstverständlich nur irgendwie, der Medienmensch lebt vom Zynismus, das immerhin belegt dieser Film unfreiwillig: Vom Karriere-Tiefpunkt aus geht es auf Expedition mit dem Stammkameramann (farblos: Terrence Howard), der prompt die Verlobte im Bikini auf der Luxusjacht (links) liegen lässt. Und mit einem Journalistenschulabgänger (Jesse Eisenberg), der fürs Publikum Fragen stellt und brav Erklärungen lauscht: Das Trio sucht den „Fuchs“, einen abgetauchten Serbenführer, der natürlich auch des Reporters Unglück verschuldete. Es wird eine Rundreise durch einen lärmenden Klischee-Karneval: Die Weltpolizei isst lieber Donuts, der Schnaps fließt in rauen Mengen, den Schwarzmarkt beherrscht ein Zwerg mit riesigen Leibwächtern und der Folterkeller ist im dritten Haus links. Aber schmerzhaft ist hier nur der Mangel an tatsächlich subversivem Witz. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2007)

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