"Adams Äpfel": Aus Äpfeln soll man Kuchen backen

Witzig und gewitzt, komisch und weise: "Adams Äpfel" konfrontiert einen Pfarrer mit einem Neonazi.

"Wenn wir uns nur an die Vernunft halten würden, dann wäre die Welt ein dunkler Ort", sagt Priester Ivan zu Beginn - und setzt damit nicht nur den Ton des Films, sondern fasst gleich auch seine Kernaussage in Worte. Es beginnt mit einer Konfrontation zwischen Gut und Böse: Adam, ein aus der Haft entlassener Neonazi, wird zur Resozialisierung in eine Pfarre aufs Land geschickt. Ein harter Fall - dem Ivan mit seinen eigenen Methoden begegnet: Mit dem festen Glauben daran, dass das Gute letztlich siegen wird. Die Unbeirrbarkeit dieses Glaubens ist rational nicht mehr nachzuvollziehen - und bietet damit jede Gelegenheit für komische Situationen, die der dänische Regisseur Anders Thomas Jensen zu nutzen weiß.

Das Leben ist nicht nur schön

Darin erinnert Adams Äpfel an Roberto Benignis Das Leben ist schön, nur dass Jensen einen Schritt weitergeht: Die Realitätsverweigerung macht das Leben nicht nur schön (oder zumindest erträglich), sondern hat auch einen moralischen Anspruch, führt den Menschen auf den rechten Weg. Die komplexere Aussage entschädigt ein wenig dafür, dass das komische Talent der Darsteller Ulrich Thomsen und Mads Mikkelsen nicht ganz an das Benignis heranreicht, oder dass der Rahmen doch ein wenig konventionell ist. Wie es sich für einen Film aus Dänemark - also einem Land mit Monarchie und Staatskirche - gehört, ist der Hort des Guten die Kirche.

Die hat ihre Chance freilich erkannt und den Film gleich ein bisschen für sich vereinnahmt. 2006 bekam er einen "Gabriel", den nach dem Erzengel benannten Kulturpreis der dänischen Pastoren. In der Jury-Begründung heißt es: "Der Film ist ein nachdenklicher Kommentar zur Rolle des Pastors. Der Pastor ist ein dostojewskischer Narr von der Art, der aus lauter Güte Katastrophen verursachen kann. Eines der provozierendsten Christus-Bilder, die man je gesehen hat - wenn man ihn überhaupt so auffasst."

Und worin besteht der Bezug zur Geschichte des biblischen Adam? Nun, der Film scheint nahezulegen: Wenn Adam den Apfel nicht einfach gegessen, sondern gleich einen Kuchen daraus gebacken hätte, dann wäre vielleicht alles gut geblieben. Oder wie es Ernst Bloch formuliert hat: "Wir sind nicht hier, um zu essen, sondern um zu kochen."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2007)

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