"Halloween": Wenn das Monstrum den Mensch besiegt

(c) AP (Jim Cooper)
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Ab Freitag: Rob Zombie scheitert am Genre-Klassiker „Halloween“. Ins Zentrum rückt das Degenerierte, Abgestoßene, Ausgegrenzte.

Kaum eine Spielart des Horrorkinos hat so strikte Regeln wie der sogenannte Slasherfilm: Ein maskierter Übermensch mordet Jugendliche, bis ihn die letzte Überlebende – das final girl – bezwingt.

Die Renovation von John Carpenters ausgefuchstem Genre-Markstein Halloween (1978) ist also schon im Konzept gewagt: Studien belegen, dass die Zielgruppe jugendlicher Männer Änderungen nicht goutiert. Rob Zombie (bürgerlich: Robert Cummings), Regisseur der Neuverfilmung, bewies mit den Schockern Haus der 1000 Leichen und The Devil's Rejects, dass er das Rüstzeug für ein radikales Update früherer Erzählformen mitbringt. Sein Halloween zeigt anfänglich ähnliche radikale Gangart: Die Vorgeschichte zum Massaker zeigt den legendären Mörder Michael Myers als blondes Kind in kaputter Familie.

Er reiht sich damit in Zombies Revision offizieller Americana: Ins Zentrum rückt das Degenerierte, Abgestoßene, Ausgegrenzte. Myers' spätere Psychopathologie wird als Reaktion auf jahrelange familiäre und gesellschaftliche Erniedrigung erklärt: misshandelt vom alkoholkranken Stiefvater (große Kleinrolle: William Forsythe) und Klassenkameraden. Da bricht Zombie mit dem Original: In Carpenters grimmigem Film war der maskierte Mörder wie eine Naturgewalt.

Schlachtplatte statt Schrecken

In der Halloween-Nacht schneidet sich Myers vom familiären Übel frei, in der Psychiatrie will ein Arzt (überspielt: Malcolm McDowell) den Bub vergeblich therapieren. Nach 15 Jahren in der Zelle, mit selbst gemachten Papp-Masken, der Ausbruch. Zombie macht klar, dass ab dem Moment das Monstrum den Menschen überwältigt: Myers mordet seine einzige Bezugsperson (Danny Trejo), kehrt heim nach Haddonfield, Illinois.

Ab da übernimmt das Remake Gegenden wie Gangart des Originals, die Neuinterpretation wird fast kunstgewerbliche Hommage, streckenweise bildidentisch. Zu Halloween terrorisiert Myers, nun hinter seiner ikonischen Maske, seine zweite Schwester samt Freundinnen.

Zombie ist leider kein Spannungsregisseur: Was einst durch Carpenters inszenatorisches Geschick Schreckensminiatur wurde, ist hier fade Schlachtplatte. Der psychologische Ansatz zum Serienmörder zerschellt an der Struktur des Originals: Nach gutem Start macht sich das Remake mit ständigen Vergleichen und Zitaten selbst überflüssig. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2007)

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