Dänemark: Synchronschwimmen statt Fußball

Dänemarks öffentlich-rechtlichem Sender geht das Geld aus.

Der Bau eines Fantasieschlosses als Hauptsitz von „Danmarks Radio“ (DR) kommt nun Mitarbeiter und Seher von Dänemarks öffentlich-rechtlichem Sender teuer zu stehen. Weil die Voranschläge für den Neubau dramatisch überschritten wurden, verlieren 300 Angestellte ihren Job, aus den Sendebudgets müssen jährlich 40 Millionen Euro gestrichen werden. Das hat drastische Konsequenzen: keine teuren Shows mehr als Samstagabendunterhaltung, keine Fußball-WM, keine Olympischen Spiele im freien Fernsehen, statt dessen Randsportarten wie Gymnastik oder Synchronschwimmen, zu deren Vermittlung der Sender in seinem Auftrag verpflichtet ist. Die von DR bereits erworbenen Senderechte für die Fußball-WM 2010 und die Olympischen Spiele 2008 und 2012 sollen jetzt der Konkurrenz angeboten werden.

Für die Zuschauer bedeutet dies, dass Großveranstaltungen nur noch im werbefinanzierten Fernsehen oder im Pay-TV zu sehen sein werden. Auch die Musikabteilung muss sparen, das Budget für Unterhaltung sinkt um 23%, Radio-Dokumentationen verschwinden und die Rundfunknachrichten werden kürzer und lokaler. Und all das, weil sich die Bauherren bei der Planung kräftig verkalkuliert haben. Das DR-Gelände mit seinem hypermodernen Konzertsaal im neuen Stadtteil Ørestad war auf 400 Millionen Euro veranschlagt, doch die Kosten explodierten auf 630 Millionen Euro. Vor einem halben Jahr gelobte DR-Generaldirektor Kenneth Plummer noch, die Kunden würden von den Kürzungen nicht viel bemerken. Das nahm er nun kleinlaut zurück.

Regierung sagt: „Selber schuld!“

Der konservative Kulturminister Brian Mikkelsen ist zwar zufrieden mit dem Sparplan. Doch die linke Opposition fordert mehr Beistand für DR, und auch die rechte Dänische Volkspartei ist kritisch. „Wir können nicht akzeptieren, dass kleine Rentner ins Pay-TV investieren müssen, um Sport sehen zu können“, sagt deren Sprecher Peter Skaarup. Die konservativ-liberale Regierung bedauert DRs „selbst verschuldete“ Schwierigkeiten, doch das sind Krokodilstränen. Im bürgerlichen Lager gibt es seit langem den Wunsch, an der Position des als „sozialdemokratisch gefärbt“ geltenden öffentlich-rechtlichen Senders zu rütteln. „Doch so brutal vorzugehen, hätten wir nie gewagt“, meinte ein konservativer Politiker zufrieden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2007)

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